Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)

BLAAS, Richard: Die Anfänge des österreichischen Brasilienhandels

248 Richard Blaas im April 1825, eben im Zusammenhang- mit den englischen Verträgen mit Argentinien, Peru und Chile und nach Rücksprache mit englischen Firmen in Rio de Janeiro an, ein Quecksilberdepot anzulegen, wofür, da es sich nur um Transitgut handelte, Ein- und Ausfuhrerleichterungen zu erhoffen wären. Das Handelshaus Brittain, Scheiner & Co. hatte gleichfalls die österreichische Vertretung um ein Einführungsschreiben für ihren Handelsvertreter Samuel Winter ersucht, der in Österreich einen größeren Abschluß in Quecksilber zustande bringen sollte93). Da­mit waren sozusagen die 1821 abgerissenen Fäden im österreichischen Brasilienhandel wieder angeknüpft. Ob sie diesmal die Zerreißprobe bestehen würden, mußte sich erst erweisen. Der englische Unterhändler, Charles Stuart, hatte unmittelbar nach der Unterzeichnung des Ausgleichsvertrages mit den Verhandlungen zum Handelstraktat begonnen. Das brasilianische Angebot, statt des bisher ge­währten Vorzugszolltarifes von 15% im neuen Vertrag nur mehr einen solchen von 18% zu gewähren und den Handelsvertrag nur befristet auf vier Jahre abzuschließen, empfand der englische Diplomat als unannehmbar und feindlichen Akt. Der k. k. Agent Mareschal schaltete sich als Vermittler ein und suchte, sicher nicht ohne Seitenblick auf die folgenden österreichi­schen Verhandlungen, der brasilianischen Regierung klar zu machen, daß das Prinzip gleicher Behandlung aller Nationen für den Handel das vor­teilhafteste wäre und warnte die brasilianische Regierung davor, zusätz­liche Sicherheitsgarantien für ausländische Kaufleute als dem Ansehen des Landes abträglich anzusehen, da Sicherheit und Vertrauen allein den Han­del fördern könnten 94). An der Frage der Befristung des Vertrages drohten die Verhandlungen zum englischen Handelstraktat beinahe zu scheitern, aber schließlich kam doch ein tragbarer Kompromiß zustande 95 96). Der englische Handelsvertrag wurde am 15. Oktober 1825 unterzeichnet. Er stellt sozusagen den Modell­93) Ebenda. Bericht Nr. 12 B ddo. 15. April 1825 und Bericht o. ZI. ddo. 4. Juni 1825. Betreffend das Handelshaus Brittain, Scheiner u. Co. Bericht Nr. 17 D ddo. 16. Juni. „Le quel désire pour son propre compte et celui de ces mai- sons faire au Gouvernement des propositions pour l’achat et le débit des produits des mines d’Idria dans l’Amerique du Sud. 94) Ebenda Bericht Nr. 22 F ddo. 27. Juli 1825 und Fasz. 10, Bericht Nr. 25 E und 31 C ddo. 28. Sept. 1825. „J’etablis comme principe que plus il y aurait d’égalité entre toutes les Puissances pour le commerce, plus cela serait avanta- geuse... je le precautionnait également contre l’erreur existente ici, que des suretés et garanties additionelles aux étrangers commercans étaient dérogatoires ä sa dignité, la sureté et la confiance qui facilitent le commerce et l’augmentent, étant d’autant a son avantage qu’ä celui des autres états... S. A. R. me fit l’honneur de me dire que les Fran<jais ne demandaient qu’égalité parfaite avec les Anglais; je ne serais pas étonné qu’ils eussent quelques promesses verbales ä cet égard. 96) Ebenda. „La difficulté principale existente dans ce moment pour le traité de commerce est le terme; les Brésiliens ne voulent l’étendre qu’ä quattre ans...

Next

/
Thumbnails
Contents