Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)

BLAAS, Richard: Die Anfänge des österreichischen Brasilienhandels

Die Anfänge des österreichischen Brasilienhandels 247 gen in Spanien und Portugal hatte man diese Wendung kommen sehen, man war sogar geneigt, sich damit abzufinden und der neuen Monarchie auf dem südamerikanischen Kontinent diplomatische Hilfe zu gewähren, wenn es nur gelänge, den Makel der Volkserhebung, der Volksmonarchie von der Krone zu wischen. Einer Monarchie, allein auf den Willen des Volkes ge­gründet, konnte nach den politischen Grundsätzen des Leiters der öster­reichischen Staatskanzlei keine Dauer zugesprochen werden. Monarchie vermochte man sich nur von Gottes Gnaden vorzustellen, einer Volks­monarchie fehlte sozusagen das wesentliche, unauslöschliche Merkmal: die Legitimität. Die österreichische Politik war daher in den nächsten Jahren vor allem, nachdem es gelungen war, in Spanien und Portugal nach dem Kongreß von Verona dem liberalen Spuk ein Ende zu bereiten, bestrebt, dem monarchischen Prinzip auch in Brasilien Geltung zu verschaffen. Zur vollen Durchsetzung des monarchischen Prinzips bedurfte die junge Monarchie der Legitimität, d. h. sie mußte von der rechtsmäßigen Autori­tät, von der überlieferten Staatsgewalt anerkannt und sanktioniert werden. Es mußte daher ein Ausgleich herbeigeführt werden zwischen Johann VI. und Pedro L, der diesem die legale Nachfolge in Brasilien sicherte und die Erbfolge im Hause Braganza regelte. Um diesen Ausgleich bemühten sich die Mächte der hl. Allianz, allen voran Österreich. Vor Abschluß dieser Verhandlungen war eine Anerkennung der neuen Monarchie nicht möglich. Der portugiesisch-brasilianische Vertrag vom 29. August 1825 brachte diesen Ausgleich zustande und ermöglichte die völkerrechtliche Anerken­nung des brasilianischen Kaiserreiches. Nach dem Abschluß dieses Ausgleichsvertrages, ja zum Teil noch wäh­rend die Verhandlungen liefen, setzten die ersten Bemühungen ein, Handels­abkommen mit dem neuen Kaiserreich abzuschließen. England, das durch seinen maßgebenden Einfluß die Verständigung zwischen Portugal und Brasilien herbeigeführt hatte, sicherte sich den entscheidenden Vorsprung für den Abschluß eines Handesvertrages. Frankreich, das bereits im Juli 1825 durch seinen Vertreter De Gestas versucht hatte, Handelsgespräche anzuknüpfen, mußte warten 92). Österreich, das sich sehr eingehend bei den Ausgleichsverhandlungen als Vermittler eingeschaltet hatte, beeilte sich ebenfalls, die Gelegenheit für den Abschluß eines günstigen Handelsabkom­mens auszunützen. Der österreichische Brasilienhandel hatte während der turbulenten Jahre des Unabhängigkeitskampfes völlig aufgehört. Erst 1825 war durch englische Handelsfirmen das Interesse wieder auf ihn gelenkt worden. England hatte im April 1825 mit den La Plata-Staaten Handels­verträge abgeschlossen und mehrere englische Unternehmer befaßten sich, hierin das Erbe Spaniens antretend, mit der Ausbeutung der mineralischen Schätze Südamerikas. Da man bei der Gold- und Silbergewinnung Queck­silber in größeren Mengen benötigte, gewann das im österreichischen Idria abgebaute Metall erhöhtes Handelsinteresse. Baron Mareschal regte bereits 92) St.K. Dipl. Korr. Brasilien, Fasz. 9, Bericht Nr. 18 B ddo. 1. Juli 1825.

Next

/
Thumbnails
Contents