Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)
BLAAS, Richard: Die Anfänge des österreichischen Brasilienhandels
Die Anfänge des österreichischen Brasilienhandels 231 abermals zur Kolonie umzuschaffen und Lissabon zur Hauptniederlage des brasilianischen Handels zu erheben, wodurch alle fremden Handelsnationen zu bloßen Faktoren der Lissaboner Kaufleute herabgesetzt würden“ 54). Die beiden österreichischen Schiffe hatten im Geleitschutz des portugiesischen Linienschiffes S. Joäo, das den zurückkehrenden Hofstaat der Kronprinzessin Leopoldine aufgenommen hatte, am 1. Juni 1818 Rio de Janeiro verlassen. Die S. Joäo sollte nach einer Zwischenlandung in Lissabon Livorno anlaufen und dort das kaiserliche Hofpersonal an Land setzen. Die österreichischen Fregatten fuhren, ohne Zwischenlandung in Portugal, direkt nach Genua, wo Botschafter Graf Eltz mit seinem Gefolge an Land ging. Das portugiesische Linienschiff landete am 16. September in Livorno und das Hofgefolge traf am 9. Oktober wohlbehalten in Wien ein. Die Augusta und die Austria hatten bereits am 19. August 1818 Genua angelaufen und landeten am 19. September in Triest55). Auch auf der Rückreise waren viele der auf der Augusta geladenen Güter beschädigt worden. Das Mißgeschick des ersten Versuches, von dem man in Triest durch die Berichte des Herrn Weber bereits hinlänglich unterrichtet war56), hatte die Interessenten nicht abgeschreckt, die einmal angeknüpfte Handelsverbindung mit Brasilien nicht mehr abreißen zu lassen. Herr Weber hatte inzwischen in Rio de Janeiro eine Filiale des Handelshauses Weber eröffnet und das Triestiner Stammhaus, durch neu beigetretene Interessenten ermutigt, hatte bereits im August 1818 wieder ein Handelsschiff, die Brigg Iginio, mit 263 Tonnen verschiedener Waren, diesmal vor allem Mehl, auf die Reise geschickt und die Vorbereitungen für eine weitere Schiffsladung aufgenommen. „Man schmeichelt sich“, verlautete aus Triest, „daß dieser Tauschhandel nach und nach für den österreichischen Handel und die inländischen Erzeugnisse die glücklichsten Resultate hervorbringen werde“ 57). 54) Ebenda. 55) C. v. Schreibers, Nachrichten von den kais. österreichischen Naturforschern in Brasilien und den Resultaten ihrer Betriebsamkeit, Bz*ünn 1820, S. 112 ff. 56) „Die Interessenten dieser Expedition bemerken, daß sie bedauern, ihre Waren Kriegsfahrzeugen anvertraut zu haben, auf welchen die Sorge für die Waren nie so als wie auf gemieteten Schiffen sei, daß es im Gegenteil weit angemessener gewesen wäre, Kauffahrteischiffe zu mieten, die dann unter Convoi der Fregatten ohne Schaden der Ware die Reise gemacht hätten.“ Auch auf der Rückreise sind viele Waren auf der Augusta beschädigt worden: Baumwolle ist gut angekommen, Kaffee ist etwas ausgeronnen, bei Zucker sind 28 bis 30 Kisten mehr oder weniger durch Seewasser beschädigt worden, von den Häuten sind 120 Stück ziemlich gut, 33 beschädigt, 27 mußten ins Meer geworfen werden, weil sie faulten. — KHA., Kom.-Präs rote Nr. 1251, ZI. 1680 ddo. 29. August 1818 und Bericht aus Triest. — Ebenda, ZI. 1759 ddo. 24. November 1818. 57) Die Versendung von Getreide hatte Herr Weber angeregt, da er festgestellt hatte, daß in Rio de Janeiro Mehl- und Getreide aus den USA., Argentinien und Chile eingeführt wurde, „ist aber die Ernte dort schlecht, gehen die Getreidepreise in die Höhe, außerdem kommt dazu, daß die Erntezeiten dort und