Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)
BLAAS, Richard: Die Anfänge des österreichischen Brasilienhandels
228 Richard Blaas einer völligen Pleite endete, so war das nur der Umsicht und Geschäftserfahrung des Handelsmannes Weber zu danken. Er hatte doch einen Großteil der Ware umsetzen und dafür Rückfracht im Werte von 35.000 fl. ankaufen können51). Die Rückkehr der beiden österreichischen Schiffe war für Anfang 1818 festgesetzt worden, den genauen Abfahrtstermin konnte jedoch nur der Botschafter bestimmen, da man über solche Entfernungen hinweg, wo jede Weisung mindestens drei Monate brauchte, um ihr Ziel zu erreichen, keine genauen Verhaltensbefehle erteilen konnte. Graf Eltz hatte angeordnet, daß die beiden Fregatten Ende Mai 1818 die Rückfahrt antreten sollten. Auf den österreichischen Schiffen kehrte der Sonderbotschafter mit seinem Gefolge, ein Teil der Ehrenkämmerer und der Naturforscher in die Heimat zurück. Für die Rückfracht konnte nur die Augusta mit Kolonialwaren angefüllt werden, da die Austria die umfangreichen Sendungen der Naturforscher und das reichliche Gepäck der Heimkehrer aufzunehmen hatte. Auf der Augusta waren vor allem Zucker, Kaffee, Baumwolle und Häute geladen. Mit der Ausfahrt der beiden Fregatten aus der Bucht von Rio de Janeiro war der erste Handelsversuch abgeschlossen und Herr Weber legte dem Botschaftsrat Neveu seinen Abschlußbericht vor52), den ten nun die Schnitthändler, welche es so gewohnt sind, beinahe jeden Supercargo einen öffentlichen Verkauf machen zu sehen, daß ich besonders in der letzten Zeit, seitdem es bekannt ist, daß die Fregatten bald absegeln sollen, beinahe täglich gefragt werde, wann ich denn meine Auktion halten werde“. „Ein gut assortiertes Commissionslager von Leinen, Tüchern, Papier, Seife, Stahl und Eisenwaren, würde ganz gewiß gute Rechnung bringen, kann aber nur reichen Fabriken konvenieren, welche die dazu bestimmten Fonds nicht schnell zu realisieren brauchen, denn im ersten Jahr würden wahrscheinlich keine großen Geschäfte zu machen sein, weil alles auf die Auktion warten würde und erst wenn die Kleinhändler überzeugt wären, daß in diesem Gewölbe keine öffentlichen Verkäufe gemacht würden, könnte man nach und nach auf Vermehrung der bestimmten Abnehmer rechnen und dadurch einholen, was im Anfang versäumt wurde. Der Zeitpunkt für Tauschgeschäfte war nicht günstig, weil die Nachfrage nach Produkten fortwährend so stark ist, daß derselben hohen Preise ohnerachtet jede Partie, welche aus dem Innern hieher kommt, auf der Stelle mit barem Geld aufgekauft wird, weswegen die Eigentümer nichts von Tausch gegen Ware wissen wollen.“ 51) Herr Weber hat als Rückfracht vom Erlös des Warenverkaufs folgende Waren eingekauft: 74 Kisten Zucker, 112 Säcke Kaffee, 100 Ballen Baumwolle, 200 rohe Felle. — Ebenda. 52) „149 Kisten Leinwand wurden mitgenommen, davon waren 34 Kisten mehr oder weniger beschädigt angekommen, 47 Kisten sind verkauft, 48 Kisten noch unverkauft, 54 Kisten enthalten Leinwand, die für den Markt nicht geeignet ist. 32 Kisten Papier hätten mit 25 bis 30% Gewinn weiterverkauft werden können, allein die ganze Partie kam in so mißlichem Zustand hier an, daß bedeutend darauf verloren werden muß. 21 Kisten Berchtesgader Spielsachen: diese sind der unglücklichste Teil der ganzen Sendung und dürften nach allem Anschein ein Totalverlust werden, teils weil diese Spielereien hier nichts taugen, teils weil die große Feuchtigkeit und Hitze den Leim aufgelöst hat, so daß ein großer Teil in Stücke zerfiel. 8 Fortepianos: davon sind erst 2 verkauft, die Begebung der übrigen wird sich in die Länge ziehen, doch sollten sie guten Nutzen geben.