Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 16. (1963)

WAGNER, Georg: Der Wiener Hof, Ludwig XIV. und die Anfänge der Magnatenverschwörung 1664/65

Der Wiener Hof, Ludwig XIV. und die Anfänge der Magnatenverschwörung 1664/65. Von Georg Wagner (Innsbruck - Salzburg). Kaum ein Friedensschluß hat solch zwiespältige Folgen gehabt wie der vom österreichischen Residenten an der Pforte, dem Steiermärker Simon Reniger von Reningen, am 10. August 1664 zu Eisenburg (Vasvár) ausge­handelte Präliminarfriede: ein 20-jähriger Waffenstillstand, der kraft türki­scher und kaiserlicher Ratifikationsurkunde (vom 9. September 1664) *) am 27. September im Türkenlager bei Neuhäusella) und gleich darauf im Lager der Kaiserlichen an der Waag kundgemacht wurde lb). Dieser Remis-Friede, der Österreich die unerläßliche Atempause schenkte, die es für die schon von Zeitgenossen als unausbleiblich erachtete gewaltige Auseinandersetzung (ab 1683) benötigte, war vornehmlich die Frucht des Sieges von St. Gotthard-Mogersdorf vom 1. August 1664 und des kleineren von Levencz vom 19. Juli 1664, der Oberungarn sicherte. Wie Simon Reniger, den der Großwesir mit sich herumschleppte, in seinen Geheimberichten an den Kaiser bezeugt* 2), waren es die „fami­liares“ des Großwesirs, die das Friedensgespräch nach ihrer Niederlage wieder aufnahmen. Konnte Reniger auf Grund des nicht mehr veränder­baren Besitzstandes (Schwäche der Kaiserlichen) den Türken auch nicht das 1660 eroberte Großwardein und die Festung Neuhäusel (gefallen am 26. September 1663), sowie das Fort Neográd streitig machen, so erreichte er doch, daß die freie Fürstenwahl in Siebenbürgen anerkannt wurde, die Grafschaften Szatmár und Szabolcs an den Kaiser kamen, daß gegen­*) Authentische Abschrift der lateinischen, d. h. kaiserlichen Fassung, im HHStA/Türk. Urkundenreihe. la) Übergabe der kaiserlichen Ratifikationsurkunde durch Reniger, indessen ein türkischer Abgesandter in Wien die türkische Ratifikationsurkunde übergab, die im HHStA leider seit 1945 nicht mehr vorhanden ist! ib) Vgl, Moritz v. Angeli, Der Friede von Vasvár, Mittheil. d. K. K. Kriegs- Archivs, II. Jg. Wien 1877, 1—36. Dort auch deutsche Übersetzung der 10 Artikel des Vertrags. Vgl. über den Friedensschluß, seine Vorgeschichte und die zwin­genden Friedens-Beweggründe des Kaisers: Alfons Huber, Österreichs diplo­matische Beziehungen zur Pforte, 1658—1664, AÖG, 85. Bd., Wien 1898, 511—587, insbesondere 580 ff. Vgl. Corpus iuris Hungar. Bd. 1657—1740, S. 154 ff. 2) HHStA/StA./Türkei I, Kart. 137, insbesondere die beiden Berichte vom 1. und vom 15. August 1664! In Kart. 138 der wichtige Finalbericht von 1666, den A. Veltzé nach der Kopie im Kriegsarchiv, FA TK 1661—1664, Journale und Memoiren, herausgab in Mitt. KA, N.F, XII, 144 ff.

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