Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 16. (1963)

RILL, Gerhard: Jacobus Palaeologus (ca. 1520–1585). Ein Antitrinitarier als Schützling der Habsburger

Jacobus Palaeologus (ca. 1520—1585) 79 zu Klausenburg 247) ; doch scheint er seit Ende 1574, als dort die Situation der Antitrinitarier ungünstiger wurde, in Altina (Olchona) bei Hermann­stadt unter der Protektion der unitarischen Familie Gerendi gelebt zu haben 248). Am 1. August 1574 vollendete er das umfangreichste seiner Werke: Catechesis Christianae dies XII, das Protokoll über ein fiktives Religionsgespräch zwischen Repräsentanten verschiedener Konfessionen mit phantastischen Einschüben. Ende März 1575 lag der Giustiniani gewid­mete Apokalypsekommentar fertig vor, einen Monat später folgte eine Apologie Castellio’s und Servet’s gegen Beza. Als Reste des positiven Chri­stentums blieben hier nur einige Grundsätze der Heiligen Schrift erhalten; eine Polemik über dogmatische Detailfragen wird als nicht lohnenswert abgelehnt 249). Das letzte große Werk, das noch in Altina entstand, ist eine phantastischer, theologisch verbrämter Roman, der den schlichten Titel Disputatio scholastica trägt. Im Zentrum des Geschehens steht ein wahrhaft ökumenisches Konzil, an dem göttliche und historische Personen aller Zeiten teilnehmen; Lukrez, die Apokalypse und die Utopisten scheinen ebenso zu diesem Werk beigetragen zu haben wie sämtliche Trinitäts­streitigkeiten seit Athanasius, das (hier parodierte) Tridentinum und — in erster Linie — wiederum die persönlichen Schicksale und Bekannten des Autors (Brus, Pernstein und als kläglichste Erscheinung der Synode, wie zu erwarten, Pius V.) 25°). Zu Beginn des Jahres 1575 hatte Palaeologus nochmals versucht, Maxi­milian als Schutzherrn zu gewinnen; er kündigte seine baldige Ankunft in Mähren an und erreichte immerhin, daß der Kaiser ihm ein Viaticum über­sandte. Kurz darauf kam es jedoch zur Insurrektion des Kaspar Bekes, wobei die meisten Unitarier mit den Szeklern zumindest sympathisier­ten251). Auch Palaeologus wurde in diese calamitas Bekesii verwickelt, aus der er sich, wie er dem Kaiser berichtete, erst nach vielen Gefahren und Unannehmlichkeiten befreien konnte. Von Siebenbürgen begab er sich an die Moldau, nach Litauen und schließlich nach Polen, wo er spätestens im 247) Pirnát, Ideologie 85 und 102. 2«) Pirnát, Palaeologus 101 ff. (mit anderer Ortsangabe); Ideologie 83 ff. auch für das Folgende. 249) Leider hat Pirnát (Palaeologus 129 f.; Ideologie 105 f.) die Arbeit von Kot, L’influence 104, nicht berücksichtigt, sodaß fraglich bleiben muß, wie weit diese Apologie mit der von Kot genannten (Contra Calvinum pro Ser- veto) übereinstimmt. 250) Ausführliche Inhaltsangabe bei Pirnát, Palaeologus 121 ff. und Ideologie 106 ff. 251) Vgl. Pirnát, Ideologie 8 und 80; über die Folgen der Bekes-Verschwö- rung für die Klausenburger Unitarierschule: K. Gál, A kolozsvári unitárius kollégium története 1569—1900, (Klausenburg) 1935, 33. Eine Analyse der religiös-sozialen Verhältnisse Klausenburgs versuchte zuletzt F. Pall, Über die sozialen und religiösen Auseinandersetzungen in Klausenburg (Cluj) in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts und ihre polnisch-ungarischen Beziehungen (Studia historica Academiae Scientiarum Hungaricae 53, 1963) 313 ff.

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