Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 16. (1963)

RILL, Gerhard: Jacobus Palaeologus (ca. 1520–1585). Ein Antitrinitarier als Schützling der Habsburger

80 Gerhard Rill Dezember 157 5 252 *), also ein knappes halbes Jahr nach dem Zusammenbruch der Erhebung (Anfang Juli), eintraf 258). Da der Kaiser Bekes unterstützt hatte, bot sich Palaeologus die Chance, als politischer Flüchtling aufzu­treten. Dazu kamen nun die polnischen Thronwirren. Nachdem am 12. De­zember 1575 die Senatoren Maximilian zum König gewählt hatten, stellte der Adel, an der Spitze die Familie Zborowski, Báthori als Gegenkandi­daten auf; diese Nominierung wurde vom Reichstag von Jedrzejowa am 1. Februar 1576 bestätigt 254). Um diese Zeit etwa, sicher noch vor der (am 1. Mai erfolgten) Krönung Báthoris, trug Palaeologus dem Kaiser neuerdings seine Dienste an. Zunächst, gleichsam als Vorbedingung für seine verheißungsvolle Intervention, ersuchte er um Ausbezahlung der Pension (die 1572 eingestellt worden war). Dafür versprach er jedoch nicht weniger, als mit dem Haupt der Gegenpartei, dem Kastellan von Krakau, Peter Zborowski 255), den er als guten Bekannten bezeichnete, in Verbin­dung zu treten und mit dessen Hilfe die Übergabe der Stadt Krakau an den Kaiser zu erwirken; auch in anderen Teilen Polens könne er seinen Einfluß geltend machen. Ferner werde er in Krakau mit der Schwester des verstorbenen Königs Kontakt aufnehmen und auf ebenso ehrenvolle wie zweckdienliche Weise zuwege bringen, daß diese ihr Herz dem Erz­herzog Ernst zuwende 256). Nun hatte Palaeologus zwar sicher Anhang unter seinen Glaubensgefährten in Polen, für eine Umstimmung Zborowski’s und seiner Partei reichte jedoch sein Einfluß bestimmt nicht aus; und das Pi'ojekt einer Ehe der mannstollen Prinzessin Anna mit einem Erz­herzog hatte Maximilian bereits glatt abgelehnt 257). Trotzdem forderte der ungebetene Vermittler dringendst eine Audienz bei Maximilian, da er diesem angeblich wichtige Dinge zu berichten hatte 258), — ja er wäre fähig gewesen, unaufgefordert zu kommen, hätten ihm seine Verhältnisse erlaubt, in würdigem Aufzug vor dem Kaiser zu erscheinen 259). Zu einer 252) Landsteiner, Palaeologus 44. 258) Die Vermutung Pirnát’s (Palaeologus 128) hinsichtlich der Zusam­menhänge mit der Bekes-Verschwörung wird bestätigt durch ein undatiertes Schreiben Pal.s an den Kaiser: HHStA Hungarica 110/3, 291rv. 254) Vgl. H. U ebersberge r, Österreich und Rußland seit dem Ende des 15. Jahrhunderts, 1 (Veröffentlichungen der Kommission für Neuere Geschichte Österreichs 2, Wien-Leipzig 1906) 455 ff.; F. Nowak, The Interregna and Stephan Batory (The Cambridge History of Poland 1, Cambridge 1950) 376 f. 255) Über die Rolle der Familie Zborowski besonders Th. Wierzbowski, Vincent Laureo, évéque de Mondavi, nonce apostolique en Pologne 1574—1578, Varsoviae 1887, passim. Wahrscheinlich führten die angeblichen Beziehungen Pal.s zum Kastellan über Dudith, der in zweiter Ehe eine Zborowski heiratete. Martin Zborowski, dessen Tochter sich mit Jacobus Heraklides verehelichte (vgl. Benz, Wittenberg und Byzanz 56), war führender Antitrinitarier. 256) HHStA Hungarica 110/3, fol. 27—28. 257) Vgl. V. Bibi, Maximilian II., der rätselhafte Kaiser, Hellerau 1929, 386 f. 258) Ähnlich in einem Schreiben an Trautson: Hungarica 111, fol. 122. 259) Hungarica 110/3, fol. 29rv.

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