Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 16. (1963)
KANN, Robert A.: Joseph Maria Baernreithers und Graf Ottokar Czernins fragmentarische Darstellung der Sixtus-Affaire. Auf Grund der Aufzeichnungen und Dokumente im Baernreitherschen Nachlaß
442 Robert A. Kann entschlossen sei, für die Verteidigung deutschen Besitzes ebenso zu kämpfen wie für den des eigenen Reichs. Kurz vorher hatte nochmals eine Unterredung zwischen Armand und Revertera stattgefunden, welche wieder — wie die frühere — ohne Resultat verlaufen war, weil Frankreich auf dem Standpunkt verharrte, Elsaß-Loth. erhalten zu müssen. Es wurde daher beschlossen, ich möge öffentlich erklären, daß das franz. Postulat nach der Eroberung von Els.Loth. (3 Worte unleserlich) unser Verhandeln (?) sowie (?) pourparlers fortzusetzen, mit anderen Worten: daß die Bündnistreue K.s der Grund der abgebrochenen Verhandlung sei 61). Es wurde weiters vereinbart, daß Se. Maj. nach meiner Enunziation diesen von mir betonten Standpunkt des Festhaltens an Deutschland noch selbst durch eine Äußerung unterstreiche. Mein diesbezüglicher Ausspruch in meiner Rede vom 2. 4. 1918 lautet: ... „Herr Clé- menceau hat einige Zeit vor Beginn der Westoffensive bei mir angefragt, ob ich zu Verhandlungen bereit sei und auf welcher Basis. Ich habe sofort im Einvernehmen mit Berlin geantwortet, daß ich hiezu bereit sei und gegenüber Frankreich kein Friedenshindernis erblicke könne als den Wunsch Frankreichs nach Elsaß-Loth. Es wurde aus Paris erwidert, auf dieser Basis sei nicht zu verhandeln. Daraufhin gab es keine Wahl mehr.“ Der K. controllierte vor meiner Rede nochmals den genauen Text dieser Stelle und sanctionierte denselben. Hätte Se. Maj. zu jener Zeit nicht tatsächlich auf die Existenz seiner in Frankreich befindlichen Briefe vollständig vergessen, so hätte er mich unmöglich diese Worte sprechen lassen, denn — wie gesagt — er mußte sonst die Antwort Clémenceaus voraussehen. Ein Angriff auf Clémenceau war mit dieser meiner Rede gar nicht beabsichtigt, sondern erwähntermaßen ausschließlich die Betonung der Festigkeit unseres Bündnisses. Die Eroberung Elsaß-Lothr. war der allgemeine Wunsch Frankreichs. Daß (6 Worte unleserlich), den Standpunkt ganz Frankreichs teile, war eine Selbstverständlichkeit, die nicht erst zu beweisen war. Zu beweisen aber war der kaiserliche Standpunkt, daß er die Elsaß Lothr. Frage nicht zwischen sich und Berlin treten lassen werde. Der Franz. M. Präs, legte in seiner Antwort das Schwergewicht darauf, daß nicht Frankreich, sondern ÖU. die Verhandlungen Armand-Revertera provociert (?) hätte. Nun ist die Vorgeschichte dieser Verhandlungen folgende. VI. In einem Brief vom 20. 6. 1917 schrieb Revertera an den früheren M. des Äußeren Berchtold folgendes: „Wie Du vielleicht weißt, komme ich eben aus der Schweiz. Dort traf ich einen mir seit vielen Jahren wohlbekannten Mann neutraler National) K.s. — des Kaisers.