Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 16. (1963)

SUTTER, Berthold: Erzherzog Johanns Kritik an Österreich

204 Berthold Sutter konkreter Namensnennung durchbesprochen hatte, kam die Rede auf kirch­liche Angelegenheiten: „Wir sprachen dann über die Jesuiten. Der Geschäftsträger von Rom in dieser Angelegenheit ist der bey der Herzogin von Köthen anwesende Pater Persch. Mittrowsky hat das Archiv wohl durch- gesuchet und die Bullen alle vor sich. Der Orden hat keinen Anspruch auf die früher besessenen Güter, daher auch keine Mittel zu bestehen, ausgenommen es entstehen Stiftungen wie letzthin jene des Alberti in Verona. Da sie nur einen Wirkungskreis haben wollen, und ich zu Gott hoffe, daß sie bey uns keinen besonderen erhalten werden, so ließen sie sich verleithen; der Herzog von Modena nehme sie zu sich. Ich würde ihnen glückliche Reise wünschen und den Weg dahin zu gehen, sowie den Ligurianern, auf jede Weise erleichtern. Ich hoffe immer, sie werden auf Schwierigkeiten und Verzögerungen stossen, die ihre Ausbreitung hindern wird.“ Nach einem Besuch des Jesuiten-Rektors Pater Assum beim Erzherzog in dessen Grazer Palais faßte dieser am 18. März 1836 seine Stellung­nahme gegenüber der Gesellschaft Jesu und den Redemptoristen nochmals zusammen: „In Graz besuchten mich die Jesuiten, ihr Rector Pater Assum und noch Einer. Ihr Anliegen ist, daß, nachdem dieselben, wie sie sagen, die Befugnis haben, SO Individuen hier zu haben und jährlich 20 auf nehmen zu können, so wäre dermalen ihre Anzahl über 50; sie hätten aber nur die Dotation auf 30, folglich müssten sie die 20 mehr aus den Bezügen der 30 unterhalten. Sie wünschten nun in Thätigkeit zu bekommen. Da sie mir von dem Gymnasium zu Marburg nichts sprachen, so sagte ich nur, sie sollten sich um Locale umsehen, worum sie gebeten haben. Ich hätte gehört, das Collegium in Steyr sey ihnen bestimmt worden. Sie sagten ja, aber es wäre nichts darüber entschieden. Ich sagte, wenn sie dieses bekämen, so wäre dies die beste Gelegenheit, die Welt zu überzeugen, daß sie mit den Fortschrit­ten des Geistes zeitgemäß giengen, zu verfinstern sey es nicht möglich, ja auch der Religion schädlich, es entstünden daraus nur Spaltungen, Sekten etc., wenn Rom verstände dies zu fassen, es könnte anders stehen. Assum meinte freilich aber insoweit es nicht die Religion beeinträchtige. Ich erwiderte, wahre Aufklärung sey das Wahre, das Licht wolle Gott und habe es ausgesprochen. Assum meinte, wenn es nöthig sey, so könnte man selbst zwey Fákéin anzünden!! Da dachte ich mir, recht so Jesuit, das ist ganz nach dem Geiste deines Ordens gesprochen. Wir sprachen noch allerhand, und sie verliessen mich, der sie übrigens freundlich behandelt, ohne viel Hoffnung auf meinen Beystand. Ich überzeuget, dieser Orden tauge nur in Asien, Africa, America zu den wilden Völkern in die Missionen. Aber bewahre uns

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