Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 16. (1963)

BENNA, Anna Hedwig: Eine Wiener Ratsliste und das Wiener Stadtrecht von 1340

Eine Wiener Ratsliste und das Wiener Stadtrecht von 1340 13 bürger, denen der Hauptanteil an den vorhergehenden Ereignissen zukam, mußten sich den Anordnungen des Herzogs fügen. In der Folgezeit ließen sich die Wiener in kein politisches Abenteuer mehr ein, sie beteiligten sich nicht am großen Ministerialenaufstand, der bald nach der schweren Erkran­kung Herzog Albrechts I. im November 1295 ausbrach 79). Diese loyale Hal­tung trug den Wienern, die sich unterworfen hatten und dem neuen Stadt­herren gefügig worden waren80), ein an die Stelle des Rudolfinum II tre­tendes, der Stellung Wiens als fürstlicher Landeshauptstadt entsprechendes Stadtrecht ein, das zugleich Satzung und zugleich Bestätigung alter Rechte und guter Gewohnheiten darstellte81) und bis 1340 zusammen mit dem Rudolfinum I das gültige Stadtrecht ausmachte. Letztlich hatte sich der Kampf der Wiener um ihr altes Recht, von dem uns der Österreichische Reimchronist eine Darstellung gibt, deren Quellenwert nicht zu bezweifeln ist82), doch als sinnvoll und erfolgreich erwiesen. Die beim österreichischen Ministerialenaufstand von den Wienern an den Tag gelegte Verläßlichkeit lohnte sich sehr bald, sie erhielten ein neues landesfürstliches Stadtrecht, in dem ihnen auch ältere Rechte, an deren Beibehaltung ihnen offenbar lag, zugestanden wurden 83). Vgl. Veit Arnpeck Chronicon Austrie (Veit Arnpeck, Sämtliche Chroniken hgg. v. G. Leidinger, Quellen u. Erörterungen zur Bayerischen und Deutschen Ge­schichte NF. 3, 1915, S. 770, 771), Geyer, Jb. V. G. St. W. 12, 253. 79) Vgl. Ottokars Österreichische Reimchronik (MG Deutsche Chron. 5/2) V. 67.134 do ensanden die helde halt hinze den Wienaeren, daz si geholfen waeren den herren von dem lande, und ob so ir ande wolden nu rechen an dem herzogen frechen ... V. 67150 dö enputen in die von Wienen, si wolden dem herzogen dienen willichlich uf iren schaden . . . 67.156 si wolden unz in den tot mit im riten unde gen und aller dinge zuo gesten, wände si si heten betrogen, do si sich gen dem herzogen des vordem jares sazten und uf ir trost trazten Albrechtén, dem fürsten riche, do liezen die von Osterriche die Wiennaere ver­derben und vil nahen ersterben vor hunger in der stat). 80) Stadtrecht Albrechts I. für Wien, 1296 Februar 12 (Schwind-Dopsch n. 77, S. 148 ... daz wir haben gedaht, wi getriwelich und wi andachtichlich unser getriwe purger ze Wienne alle mit einander hohe und nider uns habent liplich umbevangen, so daz si mit beraiten und mit lautieren trewen habent sich uns erzaiget . ..). 81) Ebenda, S. 148 ... und bestaeten in elliu deu reht und die guten gewonheit, deu dieselbe stat ze Wien herbraht hat ... 82) Dem Reimchronisten war die Welt des Rechtes nicht fremd. Zur juristi­schen Bildung und praktischen Tätigkeit hern Otachers aus der Geul, vgl. Maja Loehr, Der steirische Reimchronist: her Otacher auz der Geul, MIÖG. 51 (1937) 121, 122. 83) Im Stadtrecht Albrechts I. von 1296 (Schwind-Dopsch n. 77, S. 154, Art. 32. Dannoch mere, daz wir der stat behalten ir hantveste, so gebieten wir vestichlich, alle di veste ze stören und ze brechen, die in einer raste umb di stat erbowen sint nach herzog Frideriches tode, dem got genade) findet sich ein ausdrücklicher Hinweis auf Rudolfinum II Art. 22 (Tomaschek I, n. XVI, S. 54, Nichilominus in eisdem terminis post mortem Friderici, quondam ducis Austrie pie recordationis, mandamus similiter demoliri.).

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