Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 16. (1963)
KÁLLAY, István: Einige Fragen der Stadtpolitik des Wiener Hofes in Ungarn zur Zeit Maria Theresias
164 István Kállay Tagesordnung wären, sollte die ganze Electa Communitas stimmberechtigt eingeladen werden. Der Tribunus plebis führt über die Wirtschaftssachen die Aufsicht. Er ist anwesend bei dem Aufschlag der Contribution, weiters bei der Revision der Haus-, Steuer-, Waisen- und Stiftungskasse. Er soll die öffentliche Ruhe in der Stadt wahren, Uneinigkeit und Partikularismus nicht aufkommen lassen. Er nimmt gemeinsam mit einem Mitglied der Electa Communitas an Visitationen und Schätzungen teil. Nach dem wichtigsten Punkt der Instruktion kann der Tribunus plebis direkt der Ungarischen Hofkammer einen Bericht erstatten, wenn er gegen die Stadtführung einen Einwand hätte. Durch diese Verfügung ist der Tribunus plebis zu einem wichtigen Kontrollorgan der Stadtverwaltung geworden. Die Stadtpolitik des Wiener Hofes in Ungarn zur Zeit Maria Theresias —- im Gegensatz zur Stadtpolitik in anderen Ländern der Monarchie — wird von ihrem widersprüchlichen Charakter gekennzeichnet. Die Verfügungen auf dem Gebiet der Stadtpolitik — wenn sie auch kein einheitliches Konzept bildeten — wurden getroffen, um die Entwicklung der ungarischen Städte zu fördern. In deren Dienst standen die Verordnungen, die die Verbesserung der Finanzlage, die Vermehrung der Anzahl der Freistädte zum Ziele hatten. Die ständige Geldverlegenheit der höheren Behörden ermöglichte jedoch keine konsequente und Investitionen erfordernde Stadtpolitik.