Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 16. (1963)

KÁLLAY, István: Einige Fragen der Stadtpolitik des Wiener Hofes in Ungarn zur Zeit Maria Theresias

Fragen der Stadtpolitik des Wiener Hofes in Ungarn zur Zeit Maria Theresias 159 Sachen, beschwerten. Diese Klageschriften stammten entweder von einer Gruppe von Bürgern oder von dem Verwaltungsorgan der Bürger, der Ge­wählten Kommunität (Electa Communitas), die in der Stadtführung eine eingeschränkte Rolle spielte. Vom 21. Mai datiert ein Brief der Stuhl­weißenburger Electa Communitas, in dem die Bürger verlangen, daß ihnen die Punkte des Stadtprivilegiums bekannt gemacht werden. 1752 wandte sich die Bürgerschaft von Stuhlweißenburg mit anonymer Eingabe an die Ungarische Hofkammer. Die Bürger brachten vor, daß es von den Mit­gliedern des Magistrates, den Senatores, kaum drei-vier schriftkundige gäbe. Deswegen wären sie unfähig, jegliches schriftliche Verfahren (Ge­richtsbarkeit, Conscription usw.) durchzuführen. 1753 verordnete ein Hof- rescript, auf die Klage der Bürger von Sathmar antwortend, daß die Man­date, Rescripte, Verordnungen der höheren Behörden — besonders die die Stadtwirtschaft betreffen — jährlich einmal, in heimischer Sprache, mit Erklärungen versehen, vorgelesen werden sollen, um die Bürger zu informieren28). Am 4. August 1755 verlangte ein Rescript, die von dem Magistrat von Kopreinitz gefangengehaltenen Bürger freizulassen 29). 1756 beklagte sich die Electa Communitas von Skalitz über den Ma­gistrat, weil dieser in Gerichtssachen die begüterten Personen bevorzugte. Am 13. November 1758 erhielt der Stadtrichter von Altsohl die Instruk­tion, die sich an ihn wendenden Bürger zu erhören, die Sache vor der nächsten Ratssitzung zu referieren und zu einer Entscheidung zu brin­gen 30). 1766 erhob die Electa Communitas von Pest gegen den Magistrat die Klage, weil derselbe im Jahr 1764 den Sohn eines Ratsherrn als Ratsherrn aufstellte. Dies geschah gegen die kaiserliche Verordnung, weil der junge Mann unerfahren sei — sagt die Electa Communitas. Die Klage wurde durch einen kaiserlichen Commissar untersucht31). Besonders interessant ist die Klage der Stadt Posega vom Jahre 1773. Sie wurde von dem Äußeren Rat und von der Electa Communitas einge­reicht. Diese gewählten Organe der Bürgerschaft legten dar, daß die Stadt außerhalb der Handelsstraßen liege; wegen Verkaufsschwierigkeiten könn­ten die Bürger mit den Einkünften aus Handel und Handwerk nicht auskom- men, weshalb nur der Weinbau allein zum Auskommen bleibe. Der Ma­gistrat tue nichts für die Förderung des Weinbaues, kaufe für öffent­28) Archiv der Stadt Stuhlweißenburg, Acta politica et juridica Fasz. 1776. Nr. 114. 21. Mai 1745. Ebendort. Fasz. 1752. Nr. 44. 17. März 1752. Ratsprotokoll 1752—70. S. 11—12. 22. März 1752. HKA Civitatensia Fasz. 1. 30. Aug. 1763. 29) Ebendort Fasz. 2. 4. Aug. 1755. so) Ebendort Fasz. 4. 22. Jul. 1756. Fasz. 8. 13. Nov. 1758 (Beilage), si) HKA Camerale Ungarn Fasz. 26. Rote Nr. 508. Subd. 4. fol. 188 f. 28. März 1766, 28. Apr. 1766.

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