Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 16. (1963)
WAGNER, Georg: Der Wiener Hof, Ludwig XIV. und die Anfänge der Magnatenverschwörung 1664/65
Wiener Hof, Ludwig XIV. u. die Anfänge der Magnatenverschwörung 1664/65 113 licher Gefahr stehen und das Reich vor einer unversehenen Irruption nit sicher sein werde“. 58) Dagegen hätte man, so meint er, bei „guten Anstalten“ und rechtzeitiger Beschaffung der „behörende Requisita“, oder „wan die Armada mit einem rechtschaffenen erfahrnen Haubt Generalen versehen gewesen“, wohl „noch vor Endigung der Campagna dem Erbfeindt einen guten Streich versetzen, ... denselben durch Gottes Seegen, welcher ia scheinbahrlich verspürt worden, so weit zurück treiben können, daß nit allein einen guten Theil, was verlohren und dem Erbfeindt gelaßen, zu recu- periren, sondern auch ein beßerer Friedt zu verhoffen gestanden“. Der Brief stellt zugleich einen massiven, jedoch ungerechten Angriff gegen Montecuccoli als Oberbefehlshaber dar und läßt indirekt darauf schließen, daß der Rheinbund entweder selber das Kommando haben wollte, oder Niclas Zrínyi als angeblich erfahreneren Türkenhelden Montecuccoli vorgezogen hätte. Die Reichsstädte sind über den Frieden erfreut. Dagegen hat gerade die Stadt Köln — sie steht in diesen Jahren in heftigem Streit um ihre Autonomie mit dem Kurfürsten — den Frieden überaus begrüßt: Der „mit dem Erbfeindt christlichen Nahmens getroffene zwantzigjährige Vergleich“ sei nach Verlesung des diesbezüglichen von der Majestät am 5. Oktober in „Eberstorff ... abgelassenen Schreibens“ in der Ratsversammlung am 20. Oktober „mit desto größeren Frew- den vernohmmen worden, indeme dardurch nit allein Ew. Kay. Maytt. Königreich und Erblanden, sondern auch die benachbarte christliche Potentaten und absonderlich das Heylig Römisch Reich Teutscher Nation, unser geliebtes Vatterlandt, von ferner des wuetenden Erbfeindts Gefahr und Unsicherheit befreyet und nunmehr nach so vieliahrigen außgestandenen Trangsalen und Kriegspressuren in etwa zu respirieren und den so lang desiderirten würcklichen Genuß des so theur erworbenen Friedens zu verhoffen haben“, Dieses vom 31. Oktober aus Köln datierte Schreiben findet am Ende noch warme Dankesworte für die durch den Friedensschluß bezeugte „vätterliche Sorgfältigkeit“ des Kaisers, mit der er „ein mehrere christlichen unschuldigen Bluets Vergießung verhuetet“ habe und erfleht „Gottes Segen“ für den Kaiser59). Der Zwiespalt der Ungarn und die unzulängliche Reichshilfe als Begründung. Der schon erwähnte kaiserliche Motivenbericht, der am 24. Oktober 1664 den Reichsständen zu Regensburg übergeben wurde, beschwert sich bitter 58) HHStA/RK/RTA 1664/Fasz. 148, fol. 332. Orig. 59) Ebendort, Fasz. 148, fol. 334. Orig. Mitteilungen, Band 16 8