Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 16. (1963)

WAGNER, Georg: Der Wiener Hof, Ludwig XIV. und die Anfänge der Magnatenverschwörung 1664/65

112 Georg Wagner klagte sich über den Wiener Hof53). Seine Klagen richtete er auch an den in Wien weilenden Rheinbundemissär Wilhelm Egon von Fürstenberg, der über seine phantastischen Gedanken an Ludwig XIV. schrieb 54). Über diese Annäherungsversuche berichtet auch Sagredo aus Wien im Januar 1665 55). Die Malkontenten wollten auch Anfang 1665 eine Denk­schrift, die etwa von Franz Frangepan stammen könnte 56), an den Mainzer Kurerzkanzler gelangen lassen. Aber der Freiherr von Plittersdorf, der sie übergeben sollte, überstellte sie dem Wiener Hof. Darin hieß es, man trage sich in Wien mit dem Gedanken, in Ungarn ein absolutes Regi­ment einzurichten und lasse sich vernehmen: „Auch den Ungarn wird man den Federbusch, die Zierate von der Kucsma, vom Hut reißen; man wird das unbändige Volk bezähmen; die goldenen und sibernen Knöpfe ihrer Dolmans sollen mit steinernen vertauscht, ihre Beine in böhmische Hosen gesteckt werden und ihren stolzen Nacken wird man unter das Joch beugen“ 57). Hatten doch einst auch die Böhmen durch ihre Rebellion ihre alte Verfassung verloren (1627). Wie Nitri richtig bezeugt, „beklagten sich auch die Reichsstände, daß man jenen Akkord [mit den Türken] ohne ihre Teilnahme eingegangen sei, welchen daraufhin Ihre Majestät die Gründe und Entschuldigungen mitteilte“ 57a). Und gerade von einem Mitgliede des Rheinbundes, Maximilian Heinrich, dem Kölner Wittelsbacher, erreichten den Kaiser, mit Schrei­ben aus Schloß Brühl vom 20. Oktober 1664, die schwersten Vorwürfe, gehüllt in scheinbar milde und maßvolle Form: Der „Friedt“ sei „so gar einseitig und ohne vorgangene die geringste communication mit Chur- Fürsten und Ständen“ geschlossen worden, „welche gleichwol Ew. Maytt. mit solcher ansehentlicher Volcks und Gelthilff, dergleichen in vorigen saeculis niemahln erhört, trewlichst beygestanden“. Die kaiserliche Denkschrift vom 24. Oktober zeigt jedoch, daß die Behauptung von der bisher ansehnlichsten Reichshilfe in keiner Weise stimmt. Da der Feind — so fährt der Kölner Kurfürst fort — durch die Frie­densbedingungen „under anderen auch die Vestung Newheusel einbehalten und Ew. Maytt. einige Örter, so von etwas Consideration sind, schleiften und rasiren sollen und müßen, so besorge ich nit wenig, daß dieser getrof­fener Friedt schwerlich einen Bestandt, Ew. Maytt. vielmehr in continuir­53) Racki F„ Acta coniurationem bani Petri a Zrinio etc. Agram 1873, 8 f. 54) Vgl. Käthe Spiegel, Wilh. Egon v. Fürstenbergs Gefangenschaft, 165 f. 55) Fr. Krones, III, 603. 5«) O. Redlich, a.a.O., 197, bezweifelt dies, Krones nahm es als gewiß an, III, 603. 5?) Bei Racki, a. a. O., ff. Auch bereits bei Cornelius, Fragm. Hung. I, 371. 5?a) Mauritio Nitri, a. a. O., 207.

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