Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 16. (1963)
WAGNER, Georg: Der Wiener Hof, Ludwig XIV. und die Anfänge der Magnatenverschwörung 1664/65
Wiener Hof, Ludwig XIV. u. die Anfänge der Magnatenverschwörung 1664/65 107 können, eine allgemeine Anstrengung (sforzo generale) zu machen, wozu sie verpflichtet waren. Ihre Kaiserliche Majestät habe bei so großen Ausgaben nur wenige Einkünfte aus Ungarn bezogen, dennoch wäre Sie bereit gewesen, den Krieg fortzusetzen, wenn die gegenwärtigen Konjunkturen sie nicht zu einem passenden Übereinkommen genötigt hätten: Der König von Spanien, Ihr Oheim und Schwiegervater, sei siech und hinfällig und habe nur einen Prinzen, eigentlich ein Kleinkind (bambino) als einzigen Sprößling jenes Hauses, und es gebe viele Fürsten, welche die Länder jener Krone beanspruchten, die beim Todfall, den Gott verhüten möge, Ihrem eigenen Wiener Haus (Casa di Vienna) heranstehe; daher müsse man für jeden schlimmen Eventualfall frei sein von jedem Engpaß. Auch handle es sich um die bevorstehende Wahl eines neuen Thronfolgers für den regierenden König des nahen Polen und daher müsse Ihre Kaiserliche Majestät wachsam sein (star’ all’erta), daß man nicht ein Ihr wenig zugeneigtes Subjekt wähle. Der [türkische] Feind sei außerdem überaus mächtig und unzähmbar, daher dürfe man die Gelegenheit nicht verlieren, den Frieden mit dem Vorteil eines Sieges zu erkaufen, den Gott geschickt habe, um einen Krieg weiterzuführen, der, da man ihn nicht lange aushalten könne, alsbald Nachteile, [finanzielle] Vorwegnahmen und schwere Schäden in Aussicht stelle. Mit diesen und vielen anderen Gründen [auch mit dem Hinweis auf die unzulängliche Reichshilfe] schien es, daß sich die unbeugsamen Gemüter der Ungarn mäßigten, welche sich am Ende in allem wieder beruhigten, denn schließlich, was wollten oder konnten sie tun?“ 40). 40) Nitri, 206 f: Le Ministri Cesarei per tanto opposero alle loro preten- sioni con questi termini: Che Sua Maestä per condescender alle loro istanze, e protegerli, come sudditi, haveva non solo spesi li suoi Tresori, e rese esausto le Provincie Patrimoniali, ma condotto anco in difesa genti forastiere: Al contrario essi haver dati pochi aiuti in quella guerra, e non essersi mai potuti indurre ä fare un sforzo generale, com’erano obligati, e S. Maestä Cesarea in spese cosi grandi poco haver cavato di rendita dall’Ungaria, cio non ostante sarehbe pronta ä continuar la guerra, se le congiunture presenti non l’havessero neccessitato ad un convenevole Accordo; trovarsi giä decrepito e cadente il Re di Spagna suo Zio e Succero con un Prencipino, si poteva dire Bambino, unico rampollo di quella Casa, & esser molti Potentati, che pretendono alii stati di quella Corona, la quale in mancanza, che Dio non voglia, alia sua propria Casa di Vienna s’aspetta, e perö complirgli per ogni sinistro evento essere libero d’ogni impaccio. Trattarsi alia gagliarda l’elettione di nuovo successore al Regnante della vicina Polonia, e dover per ciö Sua Maestä Cesarea star’all’erta che non s’elegga soggetto poco ä se amorevole; Essere l’inimico potentissimo, & indomabile, ne perö doversi perder l’occassione di comprare la pace con l’avantaggio d’una Vittoria, che da Dio era stata mandata, per [non] continuare