Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 16. (1963)
WAGNER, Georg: Der Wiener Hof, Ludwig XIV. und die Anfänge der Magnatenverschwörung 1664/65
106 Georg Wagner ni la prudence du feu Comte Nicolas de Serin“ besaß38). Mit ähnlichen Worten charakterisiert auch Sagredo in seiner Finalrelation den Unterschied. Es steht jedoch dahin, ob dieser streng katholische Mann, wie es der Lutheraner Stephan Vitnyédy später behauptete, und wie es aus dem Verhalten seiner Schwägerin Katharina in Venedig erscheinen möchte, tatsächlich damals schon gewillt war, mit dem Wiener Hof zu brechen. Der ungarische Kronrat tagt in Wien. Fast gleichzeitig mit dieser traurigen Nachricht trafen Ende November die Mitglieder des ungarischen Kronrates und die vornehmsten Magnaten in Wien ein. Der Wiener Hof wollte von ihnen — unter Vermeidung der Einberufung eines Reichstages — die Zustimmung zum Frieden von Vasvár, sowie Mittel zum Bau der neuen Festung Leopoldstadt (zur Para- lysierung des seit 26. Sept. 1663 türkischen Neuhäusel) und für die nötigen Besatzungen erreichen. Aber die Ungarn betonten, sie hätten kein Mandat, solches könnte nur ein Reichstag beschließen. Die Stimmung war sehr erregt. Man ließ durchblicken, daß man selber gegen die Türken ins Feld ziehen werde, auch ohne den Kaiser, daß dieser kein Recht habe, feste Plätze des Königreichs abzutreten ohne Bewilligung der ungarischen Stände, wie er es mit Großwardein (es fiel schon am 27. Aug. 1660), Neuhäusel und Neográd (im Okt. 1663 gefallen) getan habe. Daher sei der Vertrag nichtig. Nitri, der bei aller Sympathie für die Ungarn diese Opposition verzeichnet, fügt hinzu: „Sie hegten in der Tat überaus bizarre Gedanken, sie verlangten, daß der Kaiser für sie alle seine Einkünfte verpfände, die eigenen Erblande entkräfte, um zu ihren Gunsten Krieg zu führen und daß er nicht die Freiheit habe, zu ihrem Schaden einen Waffenstillstand einzugehen“ 39). „Die kaiserlichen Minister jedoch widersetzten sich ihren Ansprüchen mit diesen Worten: Daß sie selber den Krieg verlangt hatten; Daß Ihre Majestät, um ihren inständigen Bitten nachzukommen und sie als Untertanen zu beschützen, nicht nur seine Schätze spendiert und seine Erblande erschöpft, sondern zur Verteidigung auch fremde Völker [Truppen] herbeigeführt habe. Im Gegensatz dazu hätten sie nur wenige Hilfen [Geld- und Truppenhilfen] in jenem Krieg geleistet und niemals habe man sie dazu bringen 38) N. Bethlen, Mém. I, 302. 3B) Erano veramente di pensiero assai bizzari, pretendevano, che Cesare impegnasse per loro tutte le sue rendite, svenasse li proprii Stati hereditarii per guerreggiare ä loro beneficio, e che non havesse libertä d’aggiustare una tregua ä loro danno. Li Ministri Cesarei per tanto s’opposero alle loro pretensioni con questi termini: ... (206)