Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 16. (1963)
WAGNER, Georg: Der Wiener Hof, Ludwig XIV. und die Anfänge der Magnatenverschwörung 1664/65
102 Georg Wagner Der Kaiser regaliert die ,Hilfsvölker“. Nitri bezeugt aber auch die Großzügigkeit des Kaisers gegenüber dem französischen Korps: „Ihren Truppen war es vom Kaiser freigestellt, sich in seinen Erblanden Quartiere zu wählen, wo immer sie wollten, und nachdem sie Böhmen ausgewählt hatten, kam ein Kurier Seiner Allerchristlichsten Majestät mit dem Befehl bei ihnen an, sie sollten, um nicht die österreichischen Länder zu beschweren, nach dem Elsaß ziehen und sich dort einquartieren.“ „Der Kaiser erteilte daraufhin sofort dem Generalkommissar und den anderen Gouverneuren der Länder, durch welche sie ziehen sollten, den Befehl, daß ihnen nicht nur alle Dinge ohne jegliche Bezahlung ausgefolgt werden sollten, sondern daß man sie täglich nicht mehr als zwei Meilen reisen und am dritten Tage ausruhen lasse. Auf diese Weise würden sie nach Frankreich blühend zurückkehren, wie es auch geschah“. (208) „Überdies aber beschenkte Ihre Kaiserliche Majestät den Herrn von Colegni [!] mit seinem juwelenbesetzten Konterfey und bedankte sich bei ihm herzlich für die geleisteten Dienste, wobei er ihn auch mit Halsketten, Medaillen und anderen Liebenswürdigkeiten beteilte, um auch alle die anderen französischen Offiziere damit zu bedenken. Er hätte dasselbe auch den Herren Freiwilligen (Signori Venturieri) derselben Nation angedeihen lassen, aber da unter ihnen Eifersüchtelei und Konkurrenz herrschte, hielt er an sich, um nicht irgendwelche Zwistigkeiten hervorzurufen. Dieselben Geschenke machte er auch den Führern der Reichsvölker“. (209) 31) Darüber hinaus aber widmete der Kaiser Ludwig XIV. auch den Schatz aus dem 1653 bei Tournai gefundenen Grab des Merowingerkönigs Chil- derich I. von nahezu 300 goldenen Bienen aus dem Erbe Erzherzog Leopold Wilhelms. Man kann also nicht sagen, Leopold I. sei undankbar gewesen 31a). Der Sonnenkönig schickt dem Kaiser Beutefahnen. Auch über die Vorgänge bei der Rückstellung der 28 [?] türkischen Beutestandarten im Aufträge Ludwigs XIV. durch Grémonville in Wien hören wir Näheres, wie schon bei den kaiserlichen Geschenken, nicht aus dem Schriftwechsel zwischen dem Korps und Paris, sondern aus dem 3I) Ebd.: Régió öltre di ciö Sua Maestä Cesarea il Signore di Colegni del suo ritratto gioiellato, e lo ringratiö affetuosamente de servigii prestati, con assegnarli anche collane, medaglie, & altre gentilezze da riconoscere tutti li altri offitiali Francesi, & havrebbe fatto l’istesso con li Signori Venturieri dell’istessa natione, ma regnando frä di loro gare, e competenze, se n’arrestö per non far nascer con esse qualche disordine. L’istessi regali fece ben si alii direttori delle truppe deH’Imperio. 31a) A. Lhotsky teilt in der „Geschichte der Sammlungen“, II/l, Wien 1941 —1945, 371, dieses Bienengeschenk an Ludwig XIV. mit.