Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 16. (1963)
WAGNER, Georg: Der Wiener Hof, Ludwig XIV. und die Anfänge der Magnatenverschwörung 1664/65
Wiener Hof, Ludwig XIV. u. die Anfänge der Magnatenverschwörung 1664/65 103 „Ragguaglio dell’ultime guerre di Transilvania et Ungaria“ des Mauritio Nitri: „Coligni schickte an den Pariser Hof 28 Standarten, welche die Franzosen in der Schlacht an der Raab erbeutet hatten 32). Aber Ihre allerchristlichste Majestät antwortete jenem, der sie ihm präsentierte [dem Herrn du Clos!], daß diese dem Generalleutnant [Monteccuccoli] Ihrer kaiserlichen Majestät gebührten, wie auch der ganze Ruhm jenes wichtigen Sieges. Und er beauftragte den Herrn von Grémonville, seinen Edelmann [der sich bereits am Hofe zu Wien aufhielt] damit, die besagten Standarten dem Kaiser zu präsentieren. Daraufhin wurde dieser vom Herrn Fürsten di Portia in einer Privataudienz vorgestellt. Er erfüllte den Auftrag, indem er sagte, der König, sein Herr, begnüge sich damit, einen Beweis seines brüderlichen Wohlwollens gegeben zu haben, und Ihrer Kaiserlichen Majestät schulde man alle Ruhm Würdigkeiten jenes Türkenkrieges. Aufs erste weigerte sich der Kaiser, sie [die Standarten] anzunehmen, aber als Grémonville das Anerbieten wiederholte, nahm er sie entgegen, wobei er sagte, er würde sie ausstellen lassen, wie dies auch in einer öffentlichen Kirche zum ewigen Angedenken der französischen Tapferkeit geschah“ 33). Der Tod Niclas Zrinyis am 18. November 166 4. „Wenige Tage darauf“ — betont Nitri — „erreichte den Hof die unglückselige Neuigkeit vom Tode des Grafen Niclas Zrínyi, die das Herz jener ganzen Stadt und des ganzen Landes verwundete, vor allem im Mitgefühl seines Mißgeschickes, da er, unverletzt in so vielen Schlachten in den deutschen Kriegen, anstatt nach Gewohnheit der tapfersten Hauptleute in einem Waffengang zu sterben, unter Zulassung des Einflusses der Gestirne, einer Bestie zum Opfer fallen sollte“. (210). Niclas Zrinyi hatte beabsichtigt, sich zu der für die letzte Novemberwoche nach Wien einberufenen Konferenz der ungarischen Räte zu begeben. Wie Niclas Bethlen, der damals sein Gast war, berichtet, hatte ihn damals tiefe Schwermut befallen 34), da die Einberufung nach Wien ihn fürchten ließ, seine Eigenmächtigkeiten („Streifpartheyen“ etc.) würden ihm einen schlechten Empfang bereiten. In tiefe Melancholie versunken, weigerte er sich anfangs sogar, an einer Jagd teilzunehmen, die seine Freunde angeregt hatten, um „ihn 32 33 34 32) Also wohl nicht 50 von insgesamt 120 von den Christen erbeuteten, wie in den ersten gedruckten Relationen, z. B. in Brüssel, berichtet worden war! 33) Nitri, 209 f.: II Coligni inviö alia Corte di Parigi 28 Stendardi, acquistati da Francesi nella battaglia al Rab, mä Sua Maestä Christianissima rispose ä chi li presentö il Signore di Gremonville (che si tratteneva in Corte ä Vienna) suo gentilhuomo per servirsene ä presentare li detti Stendardi all’Imperatore, onde introdotto dal Signore Principe di Portia all’audienza privata, fece la funtione, dicendo contentarsi il Ré suo Signore haver dato saggio della sua fraterna benevolenza, & ä S. Maesta Cesarea doversi tutte le glorie di quella guerra Turchesa. Ricusö ä primo atto PImperatore d’accettarli, mä replicando il Gremonville, li ricevette, dicendo, ehe li haverebbe fatti esporre, come fü esseguito in una publica Chiesa ad etema memoria dei Francese valore. 34) N. Bethlen, Mémoires I, 298 ff.