Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 16. (1963)

WAGNER, Georg: Der Wiener Hof, Ludwig XIV. und die Anfänge der Magnatenverschwörung 1664/65

Wiener Hof, Ludwig XIV. u. die Anfänge der Magnatenverschwörung 1664/65 99 lieh keine schlechten waren. Da er eben den Befehl des Königs erhalten hat, nach dem Elsaß zurückzumarschieren und wegen geschwächter Gesund­heit nicht persönlich Abschied (Urlaub) nehmen kann, sagt er Monte- cuccoli auf brieflichem Wege „tausendmal Dank für die Gunstbezeigun­gen (Begünstigungen)“, die er von ihm empfangen hat. Daß sich Montecuccoli bemühte, ein gutes Einverständnis zu pflegen, ergeht auch aus dem von Coligny übermittelten Dank seines Königs „für die Ehre, die Montecuccoli dem Feste des Hl. Ludwig durch dessen Berück­sichtigung erwiesen hat“. Daran schließt sich jedoch eine schwere Klage: Herr Gravel betreibe beim Kaiser die Festlegung der (Rückmarsch-)Route: „Da sich aber die Herren, seine Minister, nicht besonders beeilen, befinden wir uns hier in einer Gegend, wo wir uns völlig ruinieren und nicht wissen, wo wir uns hinwenden sollen.“ Und er bittet Montecuccoli um „einige Aufklärung“ (lumieres) darüber. Und dann fährt er mit schwerem Geschütz auf: „Der Kaiser wird keine große Genugtuung darüber haben, wenn er uns ver­elendet und schlecht behandelt zurückkehren sieht, nachdem wir ihm gut gedient haben. Das ist das Ergebnis dessen, daß man uns in Gegenden führt, wo man selbst für Geld keine Lebensmittel zu erhalten wüßte. Eure Exzellenz weiß wohl, daß Pferde, die alle Tage vier Meilen weit [rund 30 km] auf Fourage ziehen müssen, nicht im Stande sind, eine große Reise [Rückmarsch] zu unternehmen. Es würde mich recht betrüben, wenn der König Ursache hätte, sich wegen der schlechten Behandlung seiner Truppen über den Kaiser zu beklagen ...“ Gratisetappen für die Franzosen. Es ist wohl nicht zuletzt diesem Schreiben, Montecuccolis Befürwor­tung und den Vorstellungen zuzuschreiben, die Gravel und Podvils beim Kaiser und seinen Ministern erhoben, daß bereits am 13. Oktober nach der Audienz beim Kaiser und der Aussprache mit den Ministern (wie erwähnt) Gravel und Podvils berichten konnten, daß die Rückmarsch­route über Mähren, Böhmen, Oberpfalz und Franken vom Kaiser mit allem Nötigen erlassen worden sei und daß man die Etappen gratis bekommen würde. Daraufhin kann Coligny schon am 14. Oktober aus Pösing an Montecuccoli berichten, daß er verpflichtet sei, „die Truppen des Königs gegen Mähren in Marsch zu setzen“. Ein „Rückfall in seine Krankheit“ gestatte es ihm nicht, persönlich Urlaub zu nehmen. Und wieder bedankt er sich — und diesmal sichtlich über die reine Höflichkeit hinaus27) : „II me reste ... [de] vous remercier trés humblement de toutes les bontez que vous m’avez tesmoigné dönt je ne perdray asseurement jamais le souvenir et m’estimerois tres heureux si par quelques services je pourrois 27) FA TK 1664/X/17. Orig.

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