Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 16. (1963)
WAGNER, Georg: Der Wiener Hof, Ludwig XIV. und die Anfänge der Magnatenverschwörung 1664/65
100 Georg Wagner en tesmoigner mes ressentiments [Nachempfindungen] ä vostre Excellence ä laquelle je baise trés humblement les mains .. Er ist also sogar bereit, angesichts der ihm unvergeßlichen Guttaten, Montecuccoli durch irgendwelche Dienste seine diesbezüglichen guten Nachempfindungen beweisen zu können. Gleichzeitig übersendet er ein für Montecuccoli bestimmtes Briefpaket, dem ein Brief der kaiserlichen Majestät an Coligny beilag. Es handelt sich um das außerordentliche Dankschreiben des Kaisers an den französischen Generalleutnant für die geleisteten Dienste. Ehe Coligny sich mit den Truppen in Marsch setzte, oblag ihm noch ein Besuch bei dem Türkenhelden der ungarischen Nation, Niclas Zrinyi. Besuch der Franzosen bei Niclas Zrinyi. Geheimabsprachen. Dieser stand im Zeichen der geheimen Anknüpfungen, die, unter anderem, der Marquis de Guitry und Stephan Vitnyédy seit längerem in die Wege geleitet hatten. Wie wir bereits sahen, gingen sie mehrgeleisig vor sich. Die Mission von Niclas Zrinyis Schwägerin in Venedig bietet dafür den Beweis. Ob freilich die Behauptung Vitnyédys von 1666 in einer Note an Grémonville stichhältig ist, daß nämlich zwischen ihm und Guitry abgemacht worden sei, daß man Ludwig XIV. die Krone anbieten werde, während Zrinyi Gouverneur sein und die Franzosen effektive Sukkurse gewähren sollten, darf man bezweifeln, da nicht eruierbar ist, ob Guitry dementsprechende Vollmachten besaß. Guitry handelte wohl weitgehend auf eigene Faust. Ludwig XIV. zögerte jedenfalls, sich durch bindende Zusagen festzulegen. Die Geheimverhandlungen gingen jedoch weiter. Interessant — und ein Hinweis darauf, daß die Dinge über einen bloßen Gedankenaustausch doch weit hinausgediehen waren, — sind die Ausführungen des zuverlässigen Biographen Leopolds I., des Jesuiten Franz Wagner, in seiner Geschichte Leopolds 28). Nach ihm datiert die französisch-ungarische Allianz von diesen Absprachen 1664 her. Es war eine Allianz, die eigentlich erst durch den Frieden von Szatmár vom 1. Mai 1711, unter Preisgabe Franz II. Rákóczys durch Ludwig XIV., für Österreich jeden Stachel verlor und in die Brüche ging. Offizielle Verhandlungen kann man freilich für 1664 nicht nach weisen. Es war jedoch angesichts der seit Frühjahr 1664 — anläßlich des Anmarsches des französischen Hilfskorps — aufgenommenen Beziehungen der Familie Zrinyi mit Frankreich und dem Rheinbund nur natürlich, daß Coligny Niclas Zrinyi aufsuchte. Der im allgemeinen zuverlässige Mauritio Nitri, Abbate di Noires, gibt in seinem „Ragguaglio dell’ultime guerre“ 28) Historia Leopoldi Magni Romani Imperatoris, Augsburg 1719, I, 172.