Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 16. (1963)

WAGNER, Georg: Der Wiener Hof, Ludwig XIV. und die Anfänge der Magnatenverschwörung 1664/65

94 Georg Wagner Auch Nicias Zrínyi wurde eingeladen, am Kaiserhofe zu erscheinen. Es war in Wien nicht unbemerkt geblieben, daß ihm der französische König inzwischen 10.000 Taler als Entschädigung für die Verheerung seiner Güter übersandt hatte 16). Stephan Vitnyédy, der fanatische und phantastische Wortführer der ungarischen Lutheraner und Zrinyis engster Vertrauter, hinterbrachte diesem den Argwohn, der gegen ihn in Wien entstanden war und riet ihm — freilich ohne Erfolg — von der Wiener Reise ab. Allerdings sollte die Delegation erst Ende November zusammentreten. Erste Kontakte. Wie Dominik Kosáry in seiner Abhandlung „Frangais en Hongrie 1664“, die 1946 in der „Revue d’Histoire Comparée“ (Nouvelle Série, Bd. IV) erschien, nachweist, begannen die Kontakte zwischen Ungarn, d. h. Vertretern der ungarischen Adelsnation, und hohen französischen Offizieren der 6000 Mann des „Secours ä l’Empereur“ seit der Ankunft der letzteren, Mitte Juli, in Westungarn. Sie verstärkten sich unmittelbar nach dem Sieg an der Raab, als jene 4500 Husaren und Haiducken Nádas- dys zur Armee stießen. Dabei waren es insbesondere der Marquis de Guitry, Verbindungsoffizier des französischen Generalleutnants Jean Grafen Coligny-Saligny, und der in Ödenburg wohnhafte Notar Stephan Vitnyédy, der Vertraute Niclas Zrinyis, die geheime Fäden span­nen, die man als die Anfänge der Magnatenverschwörung bezeichnen muß. Die begeisterte Dankbarkeit der Ungarn, welche den französischen Anteil am Siege, wohl aus Opposition gegen die Kaiserlichen, in den Himmel hob, bildete einen Anlaß zu engeren Kontakten. Das Stichwort fiel An­fang September, als anläßlich eines Festmahls in Preßburg am 4. Sep­tember 1664 der Kardinal-Primas von Ungarn, Georg Lippay, wie Coligny am 5. September nach Paris berichtete, den „allerchristlichsten König der Gallier“ als den „Conservator Hungáriáé“ hochleben ließ16a). Auf diese Weise wurde, immer bewußter von Seite der Ungarn und von Paris aus, der Einsatz des französischen Hilfskorps von einem „Secours ä l’Empereur“ le) Ebd. 16a) A(rchives) N(ationales) Guerre (Vincennes), Ai 190, tr(anscrits). fol. 267. Coligny berichtet an Louvois am 5. Sept. 1664 aus dem Lager „Samerin prez Altembourg“ vom vortägigen Kriegsrat und anschließendem Bankett in Preßburg. Der gute alte Erzbischof von Preßburg, — es kann nur Georg Lippay gewesen sein, sagt ihm zum Abschied an die zwanzigmal: „Excelentis- sime domine, nemo animam suam dat pro fratribus suis, et tamen Vos illustrissime et generosissime Gallij fecistis hoc et dadistis animas Vestras pro Conservatione Hungáriáé. Vivat et semper vivat rex invectissimis [!] gallorum qui est con­servator nobis. II me dit milies belles choses ä la loüange du Roy que je ne scaurois vous redire parceque je les entendois pas trop bien moy mesme et que je suis un meschant Latin.“ —

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