Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 16. (1963)

WAGNER, Georg: Der Wiener Hof, Ludwig XIV. und die Anfänge der Magnatenverschwörung 1664/65

Wiener Hof, Ludwig XIV. u. die Anfänge der Magnatenverschwörung 1664/65 95 zunehmend, auch in der Diktion, ein „Secours de Hongrie“ oder: en Hongrie“, als welcher er im Medaillenwerk von 1702 (Paris) aufscheint. Bereits in den ersten Oktobertagen 1664 hatte der Gedankenaustausch zwischen Stephan Vitnyédy und dem Marquis de Guitry eine ernste, ja verpflichtende Wendung genommen. Auf die Nachricht vom Frieden von Vasvár hin ließ der letztere an Zrínyi einen Vorschlag ergehen, der, aller Wahrscheinlichkeit nach, die Wahl Ludwigs XIV. zum König von Ungarn vorsah, falls die Ungarn sich der deutschen Unterdrückung entledigen woll­ten. Demnach sollte dann Niclas Zrínyi der Gouverneur des Königs sein. Mittels der Subsidien, welche die Franzosen auswerfen würden, sollten die besetzten Landesteile befreit werden. In seiner Note, die Vitnyédy im Jahre 1666 Grémonville, dem französischen Gesandten in Wien, präsen­tierte, beteuerte er, daß der kroatische Banus Niclas Zrínyi und der Mar­quis de Guitry diesbezüglich eine endgültige Übereinkunft erzielt hätten 17). Bot Niclas Zrínyi dem Sonnenkönig die ungarische Krone an? Wenn Sagredo zugibt, er habe nach außen mit den Ungarn zwar keinen Kontakt gehabt, sei aber nachts mit Zrínyi zusammengetroffen, so läßt das Schlüsse im Hinblick auf die über den Friedensabschluß sehr indig­nierte Serenissima und ihre Verbindung zu den Malkontenten Ungarns — sie selber nannten sich „interessati“ — einerseits und zu Frankreich ander­seits zu. Nach dem Waffenstillstand (im Oktober) reiste, im Einverständ­nis mit Niclas Zrínyi, Katharina, die Frau seines Bruders Peter und Schwester Franz Frangepans (der Letzte seines Stammes, mehr Italiener als Kroate, der Zengg beanspruchte) nach Venedig, das seit 1645 auf Candia (Kreta) gegen die Pforte kämpfte, um dort ungestörter die Kontakte mit Frankreich zu stärken. Durch einen eingeweihten Kapuziner führte sie mit dem dortigen französischen Gesandten, Bonsy, Bischof von Beziers, Verhandlungen. Sie übergab ein Memoriale, in dem sie betonte, den Ungarn drohe durch die deutsche Herrschaft der Untergang, daher beab­sichtigten sie, einen neuen König zu wählen. Nur Ludwig XIV. sei ob seiner Verdienste würdig, die heilige Stephanskrone zu tragen, dem sie 17) Jul. Pauler, Wesselényi Ferencz nádor és társainak össze esküvése 1664—1671 (Die Verschwörung des Palatins Franz Wess. und seiner Genossen), 2 Bde., Budapest 1876, I, 20. Vgl. zu dem Komplex Acsády, Gesch. Ungarns in der Zeit Leopold I. und Josefs I. (Magyar nemzet története, 7. Bd., Budapest 1898), 210 ff. Vgl. auch die Berichte Grémonvilles an Ludwig XIV. schon vom November 1664, hrsg. v. B o g i s i é in: Monum. spect. histor. Slavorum meridion. XIX, 1888, 4, 17 ff. Die Anbahnung der Konspiration ging mehrgeleisig vor sich! Aus der Finalrelation Sagredos vom 2. Mai 1665, FRA 11/27, 118, geht hervor, daß der Gesandte Venedigs zwar nach außen aus begreiflichen Gründen mit den Ungarn nicht verkehrte, aber sich nachts heimlich mit Zririyi besprach.

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