Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 15. (1962)
KÜHNEL, Harry: Pietro Andrea Matthioli. Leibarzt und Botaniker des 16. Jahrhunderts
80 Harry Kühnei Bulbo Castano, Oloconitide, Mamire, Traso etc“ und seine „Epistolarum medicinalium libri quinque“ 1561 bei Melantrich gedruckt111). Gegen den Königsberger Arzt Melchior Guilandini, der 1561 Aufseher und 1574 Demonstrator im botanischen Garten in Padua war, verfaßte Matthioli „Adversus viginti problemata Melchioris Guilandini disputatio“ 1562, weil der Königsberger einige Behauptungen Matthiolis kritisiert hatte. Guilandini gab dagegen eine „Apologia adversus Matthioli inscripta Theon“ heraus, in der er gegen Matthioli, den Gott, zu Felde zieht112). Sein „Opusculum de simplicium medicamentorum facultatibus secundum locos et genera“ ließ Matthioli wieder bei Valgrisius in Venedig drucken (1569). Matthioli behandelte in einem seiner Werke auch die Tiroler Pflanzenwelt wie nach ihm als Entdecker zwei der Alpenpflanzen benannt wurden113). Matthiolis Hauptwerk war sein Kommentar zum Dioskorides. Was die Antike an wirklichen und mutmaßlichen Heilpflanzen kannte, hatte Pe- danios Dioskorides aus Kilikien, ein Zeitgenosse des älteren Plinius in fünf Büchern „de materia medica“ in griechischer Sprache überliefert. Eine lateinische Übersetzung kam bereits im 6. Jahrhundert zustande114). In der Offizin des Aldus Manutius in Venedig erschien 1499 erstmals der griechische Text des Dioskorides und 1518 eine zweite Ausgabe bei Andreas Asulanus. Der gelehrte Florentiner Marcellus Vergilius gab 1518 eine eigene Übersetzung des Dioskorides mit Kommentar heraus. In Paris war schon zwei Jahre zuvor die lateinische Übersetzung des Jean Ruelle erschienen, die als beste Arbeit bezeichnet werden kann. Auch im deutschen Sprachraum interessierte man sich für die Heilpflanzenkunde des Dioskorides. Otto Brunfels fertigte die erste deutsche Übersetzung 1531 an, Michael Isengrin in Basel hatte 1542 eine Oktavausgabe des Dioskorides ohne Illustrationen veröffentlicht und Christian Egenolph, Buchdrucker in Frankfurt a. M., gab in Marburg einen „Diascorides“, einen alphabetisch geordneten Dioskorides-Text mit Zusätzen vermischt heraus lls). Zeitalter der Glauibensspaltung 1517—1585, Bd. 3 (Stuttgart 1957), S. 73, n. 28829, 28830. m) De Toni, Pierandrea Mattioli, S. 384. Gurlt-Wernieh-Hirsch, Biographisches Lexikon, Bd. 4, S. 119. 112) Rudel, Beiträge zur Geschichte der Medizin in Tirol, S. 71. Senfeider, Beiträge zu einer Biographie des P. A. Matthiolus, S. 1482, Anm. 7. Friedrich Leitschuh-Hans Fischer, Katalog der Handschriften der königlichen Bibliothek zu Bamberg. Bd. 1/2 (Bamberg 1895—1906), S. 452. Ludovicus Choulant, Bibliotheca medico-historica (Leipzig 1842), S. 47. 113) Rudel, Beiträge zur Geschichte der Medizin in Tirol, S. 71. Die Pflanzen heißen „Cortusa Mattioli“ und „Mattiola vara“. 114) Senfeider, Beiträge zu einer Biographie des P. A. Matthiolus, S. 1480. ns) G. Conci, Nel IV centenario della venuta di Pier Andrea Mattioli, S. 41, Anm. 1. M. Bori, Nuovi documenti, S. 245, Anm. 2. Senfeider, Beiträge zu einer Biographie des P. A. Matthiolus, S. 1480. Wilhelm Ludwig Schreiber, Die Kräuterbücher des XV. und XVI. Jahrhunderts (München 1924), S. XXXVII. Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen XV, S. L, n. 11809. Ebenda XI,