Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 15. (1962)

KÜHNEL, Harry: Pietro Andrea Matthioli. Leibarzt und Botaniker des 16. Jahrhunderts

Pietro Andrea Matthioli 79 gab 104 *). Über das Studium Ferdinand Matthiolis und seiner späteren ärzt­lichen Praxis soll im abschließenden Kapitel gesprochen werden. III. Matthiolis wissenschaftliche Werke und literarische Arbeiten. Schon früh begann Matthioli sich wissenschaftlich mit medizinischen Problemen seiner Zeit auseinanderzusetzen. In lateinischer Sprache ver­faßte er einen kurzen Dialog „De morbi gallici curandi ratione“, der 1530 in Bologna im Druck erschien. Eine neue Auflage erlebte dieses Werk vier Jahre später in Basel, 1566 in Venedig und ein letztes Mal 1728 i°s). Matthioli war der erste, der rotes Quecksilberpräzipitat inner­lich gegen Syphilis verwendete106 *). Seine Anwesenheit in Trient benützte Matthioli dazu, eine ausführliche Beschreibung der Bischofsresidenz „II magno palazzo dei Cardinale di Trento“ zu geben, nicht zuletzt auch deshalb, um darin seinen Gönner und Förderer eifrig loben zu können (gedruckt 1539 bei Marcolini in Venedig) 10!r). Wie vielseitig Matthiolis Interessen waren, zeigt sein Werk „La Geográfia di Tolomeo“, das 1548 in Quartformat in Venedig erschien und worin er das klassische Werk des Ptolomäus in seine Muttersprache übersetzte108). Er verstand es aber auch vorzüglich, einer Hauptleidenschaft Erzherzog Ferdinands seinen Tribut zu zollen: der Freude an Festlichkeiten und Turnieren. Als König Ferdinand I. im Jahre 1558 als neuer deutscher Kaiser nach Prag kam, wurde ihm ein einmaliger Empfang zuteil, den der Erzherzog in allen seinen Einzelheiten geplant und vorbereitet hatte. Mit 5000 Pferden er­wartete Ferdinand seinen kaiserlichen Vater vor der Stadt. Beim Zug durch die Stadt begrüßten den Kaiser die verschiedenen Korporationen. Vor dem Prager Schloß huldigte schließlich der Klerus der Stadt. In den nächsten Tagen folgten zahlreiche Aufzüge und Spiele, die letztlich in einem gewaltigen Gigantenkampf endeten 109). Matthioli beschrieb diese Feierlichkeiten in der Broschüre „Le solenni pompe i surperbi et glororiosi apparati i trionfi i fuochi et gli altri splendidi et dilettevoli spettacoli, fatti alia venuta deli’ Invettissimo Imperadore Ferdinando primo, dal Sereniss. suo Figliuolo l’Archiduca Ferdinando, nella Real cittä di Praga l’ottavo giorno di Novembre MDLVIII“ und brachte sie bei Georg Melantrich in Prag 1559 in Druck110). In Prag wurde bei Johann Cantor „Epistola de 101) LRA Innsbruck, Gemeine Missiven 1580, fol. 1060v—1061r. i°s) F. Ambrosi, Di Pietro Andrea Mattioli sanese, S. 50. De Toni, Pierandrea Mattioli, S. 384. Gurlt-Wernich-Hirsch, Biographisches Lexikon, Bd. 4, S. 119. 10°) Senfeider, Beiträge zu einer Biographie des P. A. Matthiolus, S. 1480. 10r) Bori, Nuovi documenti, S. 244 weist auf das Autograph in der Stadt­bibliothek von Trient, Ms. 1795 hin. De Toni, Pierandrea Mattioli, S. 387. 108) De Toni, Pierandrea Mattioli, S. 383. Gurlt-Wernich-Hirsch, Biographi­sches Lexikon, Bd. 4, S. 119. im; Hirn, Erzherzog Ferdinand II. von Tirol, Bd. 1, S. 36 und Bd. 2, S. 477. n°) Ein Exemplar dieser Schrift wird in der Universitätsbibliothek Wien aufbewahrt. Vgl. Karl Schottenloher, Bibliographie zur deutschen Geschichte im

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