Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 15. (1962)
KÜHNEL, Harry: Pietro Andrea Matthioli. Leibarzt und Botaniker des 16. Jahrhunderts
Pietro Andrea Matthioli 77 nicht so rasch seine Ansprüche verwirklicht zu erhalten, erlangte er von Erzherzog Ferdinand im April 1569 die Erhöhung seiner jährlichen Provision von 100 auf 300 fl., und zwar auf Lebenszeit86). Außerdem schlug er vor, seine Abfertigung in zwei Raten, 1000 Taler sofort, den Rest am Jahresende flüssig zu machen. Der Steuereinehmer der welschen Confinen war bar jeder Mittel87); die Regierung empfahl deshalb dem Erzherzog, den Kommissaren in Trient zu befehlen, die Steuerrückstände der Stadt und des Klerus von Trient, die eine Höhe von 31.284 fl. 56 kr. erreicht hatten, einzutreiben, nachdem „wir solch gelt ... bey dem camerwesen nit haben, sonnder mit anndern außgaben dermassen überladen sein, das wir die und andere vil mer daran glauben ... nit außrichten und bezalen muegen“ 88). Im Februar 1570 erfahren wir, daß die Abfertigung „mit grosser mie“ wirklich angewiesen wurde und nur mehr 100 Taler Verzinsung ausständig waren89). Matthioli ersuchte im Mai 1570, daß die Auszahlung der ihm am 15. April 1569 zuerkannten Provision von 300 fl., auf die im Falle seines Todes 10 Jahre lang seine Tochter Anspruch hatte90), nicht aus der Tiroler Kammer, sondern aus den Zolleinnahmen von Rofereit erfolgen sollte91). Wenngleich die Regierung und Kammer von einer solchen Transferierung nichts wissen wollte, gab Erzherzog Ferdinand am 24. Mai 1570 den Auftrag, die 300 fl. jährliche Provision entweder aus dem Zoll bei Rofereit oder aus den Steuergefällen von Trient künftig zu bedecken, weil Dr. Matthioli „unser altter getreuer nüzlicher und angenember diener, auch nun ain erlebte person und dermassen umb uns wolverdient ist .. .“ °2). 1571 wurden 150 fl. der längst fälligen Provision des Jahres 1569 von Matthioli erbeten93) und die Überweisung der Summe in die Wege geleitet94). Pietro Andrea Matthioli sorgte in vorbildlicher Weise zu seinen Lebzeiten auch für die Sicherung des Lebensunterhaltes seiner Frau und der 86) LRA Innsbruck, Urkunden Serie II, 1569 April 15, Innsbruck. LRA Innsbruck, Bekennen 1569, fol. 64r—65r. Geschäft von Hof 1569, fol. 106r—107v. °7) LRA Innsbruck, Oberösterreichische Hofkammersachen Tirol 1569, fol. 348v—349r. 88) LRA Innsbruck, Missiven an Hof 1569, fol. 237r—238v; fol. 185r—186r. Geschäft von Hof 1569, fol. 124r. 80) LRA Innsbruck, Gemeine Missiven 1570, fol. 158v. Missiven an Hof 1570, fol. 243f. 90) LRA Innsbruck, Bekennen 1569, fol. 64r—65v. 91) LRA Innsbruck, Missiven an Hof 1570, fol. 242r—243v. °2) LRA Innsbruck, Oberösterreichische Hofkammersachen Tirol 1570, fol. 69v—70v. Geschäft von Hof 1570, fol. 79r. Embieten und Befelch 1570, fol. 309v—310' : An den Zöllner von Rofereit erging der Befehl zur Übernahme der Provision schon am 1. Mai. Aus einem Akt der Gemeinen Missiven 1570, fol. 1541'' geht gleichfalls hervor, daß die Anweisung aus dem Zoll von Rofereit erfolgte. °3) LRA Innsbruck, Oberösterreichische Hofkammersachen Tirol 1571, fol. 63r. LRA Innsbruck, Geschäft von Hof 1571, fol. 69r. 94) LRA Innsbruck, Öberösterreichische Hofkammersachen Tirol 1571.