Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 15. (1962)
KÜHNEL, Harry: Pietro Andrea Matthioli. Leibarzt und Botaniker des 16. Jahrhunderts
76 Harry Kühnei die Regierung- und Kammer von der veränderten Situation in Kenntnis78). Der Kaiser verpflichtete sich dafür, die bisher aus dem Zoll von Rofereit bezahlte jährliche Rente von 100 fl. an seinen Leibarzt Franciscus Partinus, der übrigens auch schon unter Ferdinand I. dem Hofstaat angehört hatte, aus dem böhmischen Rentmeisteramt künftig zu begleichen, ebenso die dem Partinus zugesagten 2000 fl.79). Im Juli 1567 forderte der Erzherzog die Kammer in Innsbruck auf, Vorsorge zu treffen, daß Ende 1568 seinem Leibarzt Matthioli die Abfertigung von 2000 Talern überreicht werden könne. Ferdinand erhielt daraufhin am 1. Oktober zur Antwort, daß für den Unterhalt des Hofstaates, für die Zahlung der Zinsen verschiedener Darlehen und anderer unentbehrlicher Ausgaben bedeutende Geldmittel benötigt werden und daher keine Gewähr für Aufbringung der gesamten Summe gegeben werden könne80). Der Flüssigmachung stellten sich in der Tat große Schwierigkeiten in den Weg. Im Mai 1568 wurde der oberösterreichischen Regierung und Kammer aufgetragen, die Abfertigung aus den Steuerrückständen der Stadt und des Klerus von Trient zu entrichten81). Die Behörde erwiderte ihrem Landesfürsten, daß der Betrag nicht so rasch aufgebracht werden könne und gab dem Erzherzog zu verstehen, „zu was merckhlichen beschwerungen dergleichen Verwaisungen gereichen und fürs annder ist auch gleichfals wol zubedenckhen, wann die confin stenndt in erfarung bringen, .. . das man ire steurßgefell, so maistentails und schier durchaus von den armen und wol aus irem schwaiß gezwungen werden, auf abrichtung der verschribenen gnadengaben gebraucht, was für beschwerlich nachthailige und verklainerliche reden daraus volgen wurden ...“ 82). Matthioli machte darauf bei Ferdinand geltend, daß er in Trient ein Haus kaufen möchte, und zu diesem Zweck unbedingt die 2000 Taler besitzen müßte83). Am 26. September 1568 unterfertigte der Erzherzog eine Urkunde, in welcher der Steuereinnehmer der welschen Confinen, Simon Pernstetter, die Weisung erhielt, trotz aller Vorhaltungen der Regierung und Kammer dem Leibarzt aus den Steuern der Stadt und des Klerus von Trient die Abfertigung zu erlegen bzw. ihn auf diese Gefälle vorzumerken84). Die Steuereinnahmen waren jedoch bereits an vier andere Personen verschrieben85). Da Matthioli erkennen mußte, 78) LRA Innsbruck, Geschäft von Hof 1565, fol. 452''—542r; 469''. 79) LRA Innsbruck, Geschäft von Hof 1565, fol. 377r; ebenda Geschäft von Hof 1565, fol. 338'- und 443'—444r. 80) LRA Innsbruck, Missiven an Hof 1567, fol. 589v—590r, 605r. 91) LRA Innsbruck, Geschäft von Hof 1568, fol. 209'-—210r. LRA Innsbruck, Oberösterreichische Hofkammersachen Tirol 1568, fol. 115r. LRA Innsbruck, Pest-Archiv XVII 34. 82) LRA Innsbruck, Missiven an Hof 1568, fol. 668r. 83) LRA Innsbruck, Geschäft von Hof 1568, fol. 349"—350'’. LRA Innsbruck, Oberösterreichische Hofkammersachen Tirol 1568, fol. 181v—182r. ............. 8 1) LRA Innsbruck, Bekennen 1568, fol. 22D. Ebenda Gemeine Missiven 1568, fol. 172H-. 85) LRA Innsbruck, Missiven an Hof 1568, fol. 776r—-777r.