Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 15. (1962)
KÜHNEL, Harry: Pietro Andrea Matthioli. Leibarzt und Botaniker des 16. Jahrhunderts
Pietro Andrea Matthioli 75 In diesem Sinne muß auch die Formulierung „consiliarius noster (Ferdinands I.) et noster quoque ac serenissimi Ferdinandi archiducis Austriae etc. filii nostri charissimi medicus“ im Druckprivileg vom Jahre 1564 interpretiert werden70). Matthioli war niemals kaiserlicher Leibarzt71), wie aus dem Hofstaatsverzeichnis von 1562 hervorgeht, in dem Dr. Julius Alexandrinus72), Dr. Stefan Laureus und Dr. Johann Crato von Krafft- heim73) als kaiserliche physici erwähnt werden 74). Pietro Andrea Matthioli widmete sich mit viel Hingabe und Ausdauer seiner ärztlichen Praxis und mit ebensoviel Kenntnisreichtum und Geschick seinen wissenschaftlich-botanischen Werken. Er verstand es jedoch auch, seine finanziellen Verhältnisse zum besten zu gestalten. Seit seinem Dienstantritt bei Erzherzog Ferdinand bezog er jährlich eine Besoldung von 400 Talern. Im Jahre 1558 erhielt er von Kaiser Ferdinand I. die Zusicherung auf jährlich 100 fl. Provision für seine „muesame, getreue und fleiissige dienst, so er uns und dem lieben sun und fürsten Ferdinanden“ erwiesen hat. 1564 verlängerte der Kaiser diese Provision auf Bitten Mat- thiolis für die Dauer der aktiven Dienstleistung als Leibarzt. Die Bezahlung sollte aus dem Rentmeisteramt in Böhmen erfolgen75). Am 1. September 1563 gewährte der Kaiser dem Arzt außerdem jährlich 100 Taler Gnadengeld bis zu jenem Zeitpunkt, zu welchem ihm, seiner Frau oder den Kindern 2000 Taler „haubtguet“ (Abfertigung) überwiesen würden 76). Zwei Jahre später einigten sich Erzherzog Ferdinand und sein Bruder Maximilian II. darüber, daß dem Matthioli ab 1. September 1565 sowohl die jährliche Provision von 100 fl. als auch das Gnadengeld in der Höhe von 100 Taler jährlich aus der Tiroler Kammer bezahlt werden sollten. Matthioli erhielt die kaiserliche Zusicherung gegen eine Verschreibung seines Fürsten ausgetauscht77). Erzherzog Ferdinand setzte im Oktober ensem militarem appraehensum tenent, phaleris seu teniis ab utroque galeae latere defluentibus adextra nigri et aurei, a sinistra vero aurei et caerulei ...“ 70) HHSTA Reichsregister Ferdinand I., Bd. 12, föl. 467 f. Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen, Bd. XI, n. 6546. 71) Ganzinger, Petrus Andreas Matthiolus, S. 53. Senf elder, Beiträge zu einer Biographie des P. A. Matthiolus, S. 1479. 72) O. Rudel, Beiträge zur Geschichte der Medizin in Tirol, S. 72 f. 73) J. F. A. Gillet, Crato von Krafftheim und seine Freunde, ein Beitrag zur Kirchengeschichte. 2 Bände (Frankfurt a. M. 1860). Ernst Scharizer, Johannes Crato von Krafftheim (Heilmittelwerke-Jahrbuch 1958), S. 65 ff. 74) HHSTA Obersthofmeisteramt Sonderreihe, Karton 183, n. 45, fol. 5V. Auch 1566 findet Matthioli keine Erwähnung als Leibarzt. Vgl. Nicolaus Mame- ranus de Lützenburg, Kurtze und eigentliche verzeychnus der Römischen Kayserlichen Mayestet ... Hofstat. Gedruckt Augsburg durch Mattheus Franck (1566). 75) HKA Familienakten M 58; 1564 Juni 3, Wien. HKA Gedenkbuch Böhmen, Bd. 310, fol. 501r. HKA Hoffinanzregister R, Bd. 257, fol. 177v. 70) HKA Gedenkbuch Böhmen, Bd. 310, fol. 333r; LRA Innsbruck, Geschäft von Hof 1565, fol. 166'—167L 77) HKA Gedenkbuch Österreich, Bd. 96, fol. 289''. LRA Innsbruck, Urkunden Serie II; 1565 September 1. LRA Innsbruck, Bekennen 1565, fol. 338v—339'.