Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 15. (1962)

KÜHNEL, Harry: Pietro Andrea Matthioli. Leibarzt und Botaniker des 16. Jahrhunderts

Pietro Andrea Matthioli 71 1567 an Ferdinand: „Als wir nechstvergangener tagen E. L. leibs phisici Matheoli rathschlag empfangen und solcher durch unser leibarzt sehr nütz­lich und gutt befunden worden, haben wir darauff alle gelegenheyt und umstennd unserer langwerenden kranckheyt inn schrifften verfassen und stellen lassen und obgedachten Matheolo seine rathsame meynung hierüber weithers zuvernemen, ohne lengern verzugk ...“ Der Erzherzog möge Matthioli auftragen, das Gutachten alsbald zu übermitteln 38 ). Ferdinand Matthioli, der älteste Sohn des Leibarztes, erwähnt in einem Brief des Jahres 1613, daß sein Vater den Erzherzog durch ein Pulver vor dem sicheren Tode gerettet habe, als er „zue Ambras von einem vergifften Frosch geessen und schon angefangen zue geschwelten39). Ein „Consilium medicum pro archiduce Ferdinando Tirolensi“ hat neben Dr. Julius Ale­xandrinus und M. Aiperger auch Matthioli zum Verfasser, worin allgemeine Ratschläge für den Lebenswandel Erzherzog Ferdinands gegeben wer­den40). Im März 1568 kurierte Matthioli Fieber und Kopfschmerzen der Anna Welser, Mutter der Philippine, mit Manna und Senna41). Die Schwiegermutter des Erzherzogs, die ihren Wohnsitz im Schloß Weiher­burg bei Innsbruck hatte, leistete selbst gerne medizinische Hilfsdienste und besaß erprobte Pillen gegen Magenbeschwerden42). Zu Ende des Jahres 1568 hatte Matthioli beabsichtigt, seinen Posten als oberster Leib­arzt zurückzulegen und den Hof zu verlassen. Nach dem 24. April 1569 zog er sich schließlich mit Erlaubnis des Erzherzogs nach Trient zu­rück43). Ferdinand gab der oberösterreichischen Kammer den Auftrag, für Matthioli eine Sänfte aus schwarzem Leder herzustellen, „damit ... gedachter Mathiol, wann wir seiner bey uns zuhaben bedürfftig und ime erfordern, umb sovil dessto ehender und fürderlicher bey uns erscheinen möge ...“ 44). Bevor Matthioli sich jedoch in Trient niederließ, machte er noch eine überraschende Äußerung, die Handsch überliefert: „Die 23. May dixit Doctor Matthiolus principem quoque laborasse morbo gallico Pragae. Scio illum aliquando bibisse decoctum lignum guaiaci 45) et etiam postea Salsae Parillae“ 46). Matthioli wurde aus dem Hofstaat in Gnaden entlassen, sollte sich je­ss) LRA Innsbruck, Kunstsachen III 37. 1567 II, Nancy. 30) LRA Innsbruck, Ambraser Akten VII 160 a. 40) Cod. Vind. 11.155. 41) Cod. Vind. 11.183, fol. 361v. Über die beiden Medikamente siehe Ignaz Schwarz, Geschichte des Wiener Apothekenwesens im Mittelalter (Wien 1917), S. 168, 212. ■12) Hirn, Erzherzog Ferdinand von Tirol, Bd. 2, S. 350. ■13) LRA Innsbruck, Oberösterreichische Hofkammersachen Tirol 1568, fol. 377. 44) LRA Innsbruck, Geschäft von Hof 1569, fol. 180v. LRA Innsbruck, Ge­meine Misiven 1569, fol. 882r. 45) Lignum Guaycanum wurde schon vom Leibarzt Erzherzog Sigmunds, Dr. Poll, gegen Syphilis empfohlen. Harry Kühnei, Die Leibärzte der Habsburger

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