Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 15. (1962)

KÜHNEL, Harry: Pietro Andrea Matthioli. Leibarzt und Botaniker des 16. Jahrhunderts

Pietro Andrea Matthioli 67 rühmte 1B). König Ferdinand erteilte daraufhin den Regenten in Innsbruck den Auftrag, über die Person des Matthioli bei der Stadt Görz und beim Kardinal Madruz von Trient Erkundigungen einzuholen17). Am 16. Sep­tember 1550 übersandte das Regiment die Gutachten des Kardinals und des Sigmund von Thurn, deren Inhalt uns bedauerlicherweise nicht über­liefert ist18). Jedenfalls kam es zunächst nicht zur Ernennung Matthiolis, vielleicht, weil die Beurteilung den Vorstellungen Ferdinands nicht ent­sprachen. Es fällt auf, daß Merenda 1552, von Ferdinand begünstigt, nach Graz und Linz gerufen wurde, wobei man sogar ein eigenes Sonderschiff für die Fahrt in die Donaustadt ausgerüstet hatte19). Matthioli und Merenda lernten sich kurze Zeit später persönlich kennen. 1554 wurde Matthioli in die Dienste der Habsburger genommen, und zwar an den Hof des Erzherzogs Ferdinand von Tirol, der seit 1548 als Regent für Böhmen in Prag residierte. Die Stadt Görz ließ ihren langjährigen Stadtarzt nur ungern ziehen und überreichte ihm zum Abschied eine goldene Kette; als Nachfolger in Görz schlug Matthioli seinen Freund Dr. Johann Ulrich Melchior vor20), der später Leibarzt in Böhmen wurde. Trotzdem dürfte Matthioli seinen Grundbesitz bei Görz nicht veräußert haben, wie eine Geschichte der Medizin in Tirol, S. 59). Peter Anton Ricius erhielt auf Lebens­zeit eine jährliche Provision von 700 fl. (HHSTA Hs. W 719, fol. 85'). is) Landesregierungsarchiv Innsbruck (fortan LRA Innsbruck), An der kgl. Majestät 1549/51, fol. 289. Hans Bachmann, Dr. Johann Peter Merenda. Aus dem Leben eines Innsbrucker Hofarztes, 1542 bis 1567 (Tiroler Heimat­blätter, 28. Jg., Heft 1/3, 1953), S. 5 ff., besonders S. 7. Merenda verfaßte in Bruneck ein Werk „Evacuandi ratio tribus libri“; die Handschrift umfaßt 239 Seiten und einen Index (Cod. Vind. 11.237 und 13.541, fol. 480v). Ein Rezept desselben Arztes gegen Diarrhöe ist im Codex Vindob. 11.251, fol. 127r ent­halten. Nach Ansicht von Josef Hirn, Erzherzog Ferdinand II. von Tirol, Bd. 1 (Innsbruck 1885), S. 483 war Merenda auch Leibarzt des Erzherzogs Ferdinand; ein Irrtum liegt jedoch auf Seite 484, Anm. 2 vor, wo Hirn den 1567 verstor­benen Merenda noch im Jahre 1575 als Visitator der Apotheken in Innsbruck tätig sein läßt. 1538 verfaßte Merenda ein Horoskop für die zwischen 1526 und 1538 geborenen zehn Kinder Ferdinands I. unter dem Titel „Decem navi­tatum figurae sobolis Ferdinandi I.“ (Cod. Vind. 8288). Merenda trat 1558 eine Reise in seine Heimatstadt an (HHSTA Reichshofrat, Gratialia et Feudalia, Paßbriefe, Fasz. 1 und Fasz. 11). 1563 war er Leibarzt der Töchter Ferdinands I. (HHSTA Obersthofmeisteramt Sonderreihe, Karton 183, n. 44, fol. 108r). 17) LRA Innsbruck, Geschäft von Hof 1550, fol. 107r. Ludwig Neufahrer fertigte 1540 eine Medaille des Christoph Freiherrn von Madruzz an (Günther Probszt, Ludwig Neufahrer. Ein Linzer Medailleur des 16. Jahrhunderts. Wien 1960, S. 91, Abb. 26). 18) LRA Innsbruck, Missiven an Hof 1550, fol. 263r. 19) H. Bachmann, Dr. Johann Peter Merenda, S. 8. 2°) O. Rudel, Beiträge zur Geschichte der Medizin in Tirol, S. 69. Die goldene Kette findet sich auf vielen Porträts Matthiolis dargestellt. Günther Schmid, Ein bisher unbekanntes Bildnis von P. A. Mattioli. 1500—1577 (Sudhoffs Archiv für Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften. Bd. 30, Heft 1/2, 1937/38), S. 142 f. 5*

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