Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 15. (1962)

AUER, Erwin M.: Die Präbende des Ordens vom Goldenen Vlies

56 Erwin M. Auer Als letzter im Ordensarchiv befindlicher Präbendenakt während der Lauf­zeit der Stiftung läßt der Gebarungsausweis der Generaldirektion für das Jahr 1918 klar erkennen, daß vor Beginn der Nachkriegsinflation das Ka­pital des Präbendenfonds in verschiedenen, für ihre Zeit guten Wert­anlagen gesichert war: 60.000 K. 60.000 K. 55.000 K. 2.985 K. 40 h. Nominale 4% konvertierte steuerfreie Kronenrente- Obligationen mit Mai-November-Yerzinsung (resp. 30.000 fl.) Nominale 4,2% Einheitliche Noten­rente-Obligationen mit Feber-August-Verzinsung (resp. 27.500 fl.)Nominale ebensolcher (nach und nach zugekaufter) Rente-Obligationen in einem Einlagebuch der Neuen Wiener Sparkassa (Nr. 34514) 177.985 K. 40 h. * 50°). Dieser Gebarungsausweis machte die Ordenskanzlei auch darauf auf­merksam, daß durch den Heimgang des k.k. Staatsbahnadjunkten Egon Freiherrn von Aichelburg (f 3. März 1918) und des k. und k. Haupt­mannes d. R. Rudolf Freiherrn von B a i 11 o u (f 2. April 1918) zwei Prä- bendenplätze zu vergeben waren, für die die Generaldirektion der Ah. Privat- und Familienfonde Sr. k. und k. Apostolischen Majestät am 24. März 1919 eine rückwirkende Verleihung noch durchaus im Bereiche der Möglichkeit sah 506). Doch es kam anders. Durch die Auflösung der österreichisch-ungarischen Monarchie und infolge des dadurch erzwungenen Regierungsverzichtes Kaiser Karls I. am 11., bzw. 13. November 1918 mußte auch der Orden vom Goldenen Vließ für sein internes statutengerechtes Leben zeitgemäße Wege suchen und finden, zumal die Übernahme großer bisher von der 1919 umbenannten Generaldirektion der Habsburg-Lothringischen Vermögensverwaltung be­treuten Vermögensmassen durch den Kriegsgeschädigtenfonds507) und die bald darauf auftretende Geldentwertung508) die materielle Basis des Ordens erschüttert hatten. In diesen wirtschaftlich zerrütteten Zeiten wurden die Präbenden noch bis zum Beginn des Jahres 1921 ausbezahlt; in diesem Jahre waren die Präbenden dann so stark entwertet, daß sie bereits ge­ringer waren als das Zustellungsporto und daher ihre Auszahlung sistiert werden mußte 500). Es ist bezeichnend für das im Orden herrschende hohe Pflichtgefühl, daß kurz darauf die Ordensritter in dem zu Wien am 30. No­vember 1922 zusammengetretenen Ordenskapitel trotz der prekären Lage, 507) Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs, Bd. 2, Wien 1937, 385 f. sós) Friedrich Thalmann, Die Wirtschaft in Österreich, in: Geschichte der Republik Österreich, hg. von Heinrich Benedikt, Wien 1954, 492 f. 50°) HHStA., Kurrentakten, ZI. 319/1928.

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