Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 15. (1962)

AUER, Erwin M.: Die Präbende des Ordens vom Goldenen Vlies

Die Präbende des Ordens vom Goldenen Vließ 53 und zwar erfolgte die Auszahlung der Präbende rückwirkend vom 1. Jänner 1916 an. Als Kaiser Franz Joseph I. am 21. November 1916 sein von schweren Schicksalsschlägen heimgesuchtes Leben beschloß 482), verlor auch der Orden vom Goldenen Vließ seinen Souverain und Chef, der am längsten unter allen vorangegangenen Souverains das Ordensleben und somit den Ablauf der Toison-Ordens-Präbende gelenkt hatte. Als siebzehnter Souverain übernahm der Großneffe des heimgegangenen Monarchen Kaiser Karl I. in den harten Zeiten des dritten Kriegsjahres die Schirmherrschaft über den Orden 483) und' mußte bereits wenige Monate später auf die bewährte Mitarbeit des Ordenskanzlers Dr. Franz Ritter Schiessl von Perstorff verzichten, der unter Hinweis auf sein hohes Lebens- und 46jäh­riges Dienstalter um Enthebung von den Ämtern des Kabinettsdirektors und des Ordenskanzlers bat 484). Der Kaiser entließ den verdienstvollen Beamten mit großen Bedauern sowie in Gnaden am 7. Februar 1917 und zeichnete ihn bei diesem Anlaß mehrfach aus 485). An die Spitze der Ka­binettskanzlei und der mit ihr vereinigten Ordenskanzlei wurde der Kanzleidirektor des Herrenhauses des Reichsrates Dr. Artur Ritter von Polzer berufen 486), der kurz, darauf mit seinen Geschwistern in den Grafen­stand bei gleichzeitiger Namen- und Wappenvereinigung als Polzer-Hoditz 18 18. Mai 1916; Bestätigungsnote der Generaldirektion Nr. 1379 vom 20. Mai 1916). 48») ZI. 10 und 20/TO/1916. «i) ZI. 9/TO/1917 und 4/TO/1918. 482) Die letzte Rechtshandlung für den Toison-Orden setzte der Monarch am 14. August 1916, als er die Erzherzoge Rainer und Leopold zu Rittern des Or­dens promovierte (ZI. 25/TO/1916). 483) Die ersten Entscheidungen des neuen Ordenschefs betrafen die Anord­nung, daß die Ordeniskanzlei eine Annonce über den Heimgang seines Groß­oheims an die Ordensritter zu versenden habe (ZI. 30/TO/1916), und die Promo­tion des Kronprinzen Erzherzog Franz Joseph Otto zum Ordensritter am 24. No­vember 1916 (ZI. 31/TO/1916). 484) KabA, Direktionsakten, Nr. 4/D—1917 (Gesuch vom 2. Februar 1917). 485) Ebenda, Entwurf des Ah. Handschreibens vom 7. Februar 1917, das im vollen Wortlaut durch die Wiener Zeitung (10. Februar 1917, Nr. 32, 1) ver­öffentlicht wurde; ferner liegt ein Amtsvermerk der Kabinettskanzlei über die Gewährung einer Gnadenzulage zur normalmäßigen Pension an den scheidenden Kabinettsdirektor ein. 486) Ebenda, Entwürfe der Ah. Handschreiben vom 7. Februar 1917, mit welchem Dr. Ritter von Polzer in die Kabinettskanzlei berufen und mit deren Leitung betraut wurde (= Wiener Zeitung, 10. Februar 1917, Nr. 32, 1), und vom 15. März 1917, mit dem der Genannte zum Kabinettsdirektor ernannt wurde (z= Wiener Zeitung, 18. März 1917, Nr. 63, 1), — Die Ordenskanzlei wurde von dem Wechsel in der Kanzlerfunktion durch ein eigenes Ah. Handschreiben vom 7. Februar 1917 verständigt (ZI. 2/TO/1917). Die Öffentlichkeit erfuhr von die­sem Wechsel erst durch die Kundmachung des Ah. Handschreibens vom 15. März 1917, durch das der geheime Rat Dr. Ritter von Polzer zum Ordenskanzler be­stellt wurde (ZI. 5/TO/1917), in der Wiener Zeitung (20. März 1917, Nr. 64, 2).

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