Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 15. (1962)

AUER, Erwin M.: Die Präbende des Ordens vom Goldenen Vlies

30 Erwin M. Auer Es war die letzte Verleihung, die Freiherr von Pilgram bearbeiten sollte. Wohl wurden unter seiner Kanzlerschaft noch die durch das Ableben des Reichsgrafen Franz von Gallér erledigte Präbende ausgeschrie­ben 23S) und die 5 eingereichten Gesuche 238 239) bis zur Einholung der Polizei­auskunft asserviert 24°). Der Heimgang des Präbendisten Alois Grafen Pötting241) führte wegen der Erkrankung und häufigen Bettlägerig- keit 242) des bis ins hohe Alter frischen Geistes gebliebenen und am 30. Mai 1861 verstorbenen Ordenskanzlers Freiherrn von Pilgram 243) vorerst zu keiner weiteren Veranlassung. Ein Jahr später übertrug Kaiser Franz Joseph die Kanzlerfunktion des Toison-Ordens dem früheren Justizminister und aktiven Präsidenten des obersten Gerichts- und Cassationshofes Karl Freiherrn von Krauß 244). Während der Kanzlervakanz machte die Fondskassa anläßlich der Vor­lage des Gebarungsausweises für die Toison-Ordens-Kassa 245) die Ordens­kanzlei darauf aufmerksam, daß zu den bereits bekannt gewordenen drei Todesfällen der Jahre 1856 und 1859 vier weitere (Johann Freiherr von Liebenberg f 14. März 1860, Joachim Ferdinand Zadubsky Ritter von Schönthal t 21. Mai 1860, Johann Freiherr von Malowetz f 1. April 1861 und Emanuel Freiherr von Spens-Boden t 8. April 1861) der Fondskassa gemeldet und die diesbezüglichen Präbenden daher eingestellt worden waren 246). Die hohe Zahl von 7 freien Stiftungsplätzen veranlaßte den Direktor der Kabinettskanzlei Hofrat Franz Thiel, der in seiner Amts­eigenschaft wiederum den noch nicht ernannten Ordenskanzler vertrat, mündlich beim Kaiser den Auftrag zu einer zweiten Concurs-Ausschrei- bung zu erbitten, nachdem in der Kabinettskanzlei ein Überblick über die bereits vorliegenden Gesuche zusammengestellt worden war247); Nach Ab­lauf des Einreichtermines wurden 14 neue und 4 erneuerte Gesuche dem 238) zi. 13 und 17/TO/1859. — Amtsblatt zur Wiener Zeitung, 6. Jänner, Nr. 5, 29 und 10. Jänner 1860, Nr. 8, 42. Die erste Verlautbarung im Dezember 1859 fehlte im eingesehenen Exemplar. 23Ü ZI. 13 und 16/TOT859; 3, 4 und 8/TO/1860. 240) ZI. 8 und 17/TO/1860. 241) ZI. 7/TO/1860. 242) ZI. 3/TO/1855, 5 und 7/TO/1858, 14/TO/1860. 243) ZI. 8a/TO/1861. 244) zi. 10/TO/1862: das Ah. Handschreiben der Ernennung vom 15. August 1862 erliegt heute bei ZI. 8/TO/1881, Der Entwurf für die Lettres patentes des neuen Kanzlers wurde später als ZI. 16/TO/1869 den Akten beigefügt. — Wurzbach, a. a. O., Bd. 13, 1865, 149. 245) Diese Kassa verfügte am 12. Mai 1862 über Obligationen im Werte von 60.290 fl., die an jährlichen Interessen 2.791 fl. 19 xr. abwarfen (ZI. 5/TO/1862, fol. 27). 246) Ebenda, fol. 27. 247) Ebenda, fol. 24 ff. — Amtsblatt zur Wiener Zeitung, 4. Juni, Nr. 128, 647, 6. Juni, Nr. 130, 657 und 11. Juni 1862, Nr. 133, 671.

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