Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 15. (1962)

AUER, Erwin M.: Die Präbende des Ordens vom Goldenen Vlies

24 Erwin M. Auer tionen ausübten, eine Vermittlungsmöglichkeit gewährleisteten. Jedenfalls versuchte Freiherr von Pilgram in Ordensangelegenheiten auch die Unter­stützung des Ministerpräsidenten Felix Fürsten Schwarzenberg als Minister des kaiserlichen Hauses und der auswärtigen Angelegenheiten zu erlangen, der sich jedoch anfangs zurückhaltend zeigte1»3), später in Sachen der Präbende jedoch die Ordensgeschäfte zu beeinflussen versuchte. War unter den bis 1845 eingereichten Gesuchen um einen Stiftungsplatz des Vließordens 193 194) nach Ansicht des Grafen Sedlnitzky keines, dessen Verfasser den Bedingungen des Stiftbriefes voll entsprach195), so liefen weitere Gesuche bis in die Tage der Märzrevolution nur spärlich ein 196) und ihre Überprüfung wurde überdies durch die Ereignisse der Jahre 1848/49 verhindert. Der Ordenskanzler, der 1848 selbst geflüchtet war, ließ einige Zeit nach seiner Rückkehr in die Reichshauptstadt vorerst über die Kabinettskanzlei bei Fondskassen-Direktor von Scharff erkunden, daß inzwischen vier Präbenden frei geworden waren und zur Vergebung ge­langen konnten197). Hierauf berichtete der Ordenskanzler dem Minister­präsidenten Fürsten Schwarzenberg persönlich über den Stand der Prä- bendenangelegenheiten und ersuchte im Hinblick auf seine bevorstehende Abreise am 21. Juni 1850 schriftlich, der Ministerpräsident möge beim Ordenssouverain die Erlaubnis erwirken, daß die Ordenskanzlei die übliche Ausschreibung der offenen Stiftungsplätze in der Wiener Zeitung ver­öffentlichen dürfe198). Fürst Schwarzenberg erstattete darüber am 3. Juli 193) ZI. 160/TO/1849, fol. 123r (Schreiben des Hof- und Ministerialrates im Ministerium des Kaiserlichen Hauses und des Äußern Wilhelm Freiherrn von Pflügl an Freiherrn von Pilgram vom 1. November 1849): Fürst Schwarzen­berg ist mit Ihrem Vorschläge einverstanden und hält es fürs passendste, daß Euer Hochwohlgeboren, dem bisherigen Gebrauche gemäß, den hier beifolgenden Vortrag unmittelbar der allerhöchsten Entschließung unterbreiten. — Vielleicht ist die Ursache für die erwähnte Zurückhaltung darin zu suchen, daß der im Ministerrat vom 19. September 1849 beschlossene Vorschlag des Fürsten Schwarzenberg, der Kaiser möge dem in Wien weilenden Duca Scotti aus politi­schen Gründen den Vließorden verleihen, vom jungen Monarchen nicht gebilligt wurde (KabA, Ministerratsakten, Protokoll 3326/MRZ/1849, fol. 460v, Punkt II). 194) Vgl. oben Anm. 179. Diese Gesuche liegen heute bei ZI. 181/TO/1850 ein. 195) Gutachten des Präsidenten der Polizeihofstelle vom 31. Dezember 1844 (ZI. 181/TO/1850, fol. 117 und 201). Die hierin aufbewahrten Gesuche des Antonio Nobile de Quarienti (ZI. 88/TO/1843 und 102/TO/1844) strebten eine Erhöhung der bereits 1836 verliehenen Präbende an. 199) Auch diese Gesuche liegen bei ZI. 181/TO/1850 ein. 197) ZI. 176/TO/1850, fol. 53 ff. Zu den bereits oben auf S. 22 angeführten beiden Todesfällen der Jahre 1843/45 war der Fondskassen-Direktion noch das Ableben der Präbendisten Josef Freiherm Gail von Gallenstein (f 9. Jänner 1848) und Johann Kager Freiherrn von Stampach (f 18. September 1849) bekanntgegeben worden. 198) Ebenda, fol. 50 und 57, 51 und 52. Die mündliche Vorsprache beim Ministerpräsidenten erfolgte wohl am 12. Juni 1850, da Fürst Schwarzenberg am gleichen Tage beim Kaiser um die Bewilligung eines zweymonatlichen Ur-

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