Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 15. (1962)

SILAGI, Denis: Aktenstücke zur Geschichte des Ignaz von Martinovics

Aktenstücke zur Geschichte des Ignaz von Martinovics 253 höchstem Vorwissen nach Ungarn habe reisen lassen. Die darinn enthal­tenen Nachrichten scheinen von nicht geringer Bedeutung, und stimmen mit jenen von anderen Seiten, auch mit der Angabe des von Eurer Majestät mir heute zugeschickten Menschen zimlich überein; ich säume daher nicht, diesen Bericht an der Stelle pflichtmäßig zur höch[sten] Einsicht vor­zulegen; weil es in sol[chen] Fällen sehr von der Zeit abhä[nget,] um grö­ßerem Uibel vorzub[eugen], Wien den 16ten April 793 Am Rande Vermerk mit eigenhändiger Unterschrift: „Dienet zur Nachricht und habe ich bereits Gebrauch davon gemacht. Franz.“ 3. Martinovics an Gotthardi Ebendort, 114 Abschrift von Gotthardi Kopie Hermanstadt den 10. April 793 Freund! Nun bin ich im Stande, ihnen von der lezt erwähnten Gesichte [sic] des ltn und 2tn Walachischen Graniz Regmts. die genaue Auskunft, welche die Regierung interessiren wird, zu geben. Die Veranlassung des Auf­ruhrs war hauptsächlich die von diesen zwei Régim, abgeforderte Steuer, welche die Soldaten noch vom lezten Krieg schuldig waren. Als der Ko- mandirende General Mitrowsky hartnäkig ohnerachtet aller Vorstellungen der Soldaten (daß sie die Kontribution zu zahlen nicht im Stande wären, indem sie gegen die Türken haben fechten müssen, und folglich die Wirt­schafft als Gränizer Bauern zugleich vernachläßiget haben) verhärte, so ergriefen die Solda[en] nach und nach die Flucht, [um] sich der Drohung des M[itrows]ky und der grausamen [Exe]cution, wie sie es nenn[en, zu] entziehen. Die m[eisten] giengen in die Wal[dungen], Hierauf versprach [das Kommando] diesen Flüchtlling [en die Amne]stie; diese schi[ckten einige Leute aus ihrem] Schoose [... um zu] sehen, ob das General Ko- mando ihr Wort halten wird. Mitrowsky lies diese fangen, und schikte sie im Eisen nach Temeßwar. Dieser Schritt versezte alle Flüchtlinge in die Verzweiflung, und nun gehen sie alle tiefer in die Wälder. Mitrowsky, um sie nach Hause zu zwingen, ließ durch Baulieu’s Infanterie Regmt., dessen ein Theil noch hier ist, ihr Hab und Gut plündern, einige dieser Soldaten hatten sogar die Weiber der geflüchteten Soldaten mißbraucht und mehr dergleichen Gewaldthätigkeiten sich erlaubt. Die Zahl dieser durch Miß­handlung gewordenen Rebellen nimmt Täglich zu; denn zu ihnen gesellen sich sehr viele türkische und unsere Walachen, man sagt, daß sie dem Mitrowsky und überhaupt dem hiesigen Adel drohen. Ich fürchte, daß

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