Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 15. (1962)

AUER, Erwin M.: Die Präbende des Ordens vom Goldenen Vlies

10 Erwin M. Auer denauszahlung deckten59). Größere Ausgaben des Ordens und nicht zuletzt die Erhöhung der Einkommensteuer sowie die Unifizierung der Staats­schuld machten eine weitere Beihilfe aus der allerhöchsten Privatkassa notwendig, damit die zwölfte Präbende in voller Höhe zur Auszahlung ge­langen konnte60). Überdies stimmte der Kaiser zu, daß die laufenden Or­densauslagen ab 16. Oktober 1869 auf die zwei Drittheile des Familienfon- des übernommen werden; damit aber war erreicht worden, daß der Toi- son-0 r d en s fond für die Zukunft im Geiste des Stiftbriefes lediglich und ausschließlich als Präbenden-S tiftungs fond zu behandeln und daher mit allen der Stiftung fremden, also auch mit den Ordensauslagen zu ver­schonen war 61). Die Konvertierung der Staatsschuld veranlaßte 1878 zum letzten Mal einen Zuschuß aus der allerhöchsten Privatkassa in der Höhe von rund 2.400 fl. österreichischer Währung, wodurch das Kapital des Toi- son-Präbenden-Fonds auf 60.000 fl. ö. W. ergänzt wurde. Aus den Zinsen dieses Kapitals konnte der für 12 Präbenden benötigte Betrag von 2.520 fl. ö. W.62) jährlich ausbezahlt werden63). Der Toison-Präbenden-Fond, der auch fernerhin von der Direktion, bzw. Generaldirektion der allerhöchsten Privat- und Familienfonde verwaltet wurde, hatte hierauf bis zur Entwer­tung in den Jahren der Inflation nach 1918 die Präbende ohne weitere kaiserliche Zuschüsse finanziert64). Was nun die Abwicklung der mit der Präbende zusammenhängen­den Geschäfte betrifft, so lassen sich die im folgenden kurz behandelten Abschnitte unterscheiden. Sobald eine oder mehrere Präbenden unbesetzt waren und zur Vergebung gelangen konnten, erfolgte eine dreimalige Con- curs-Ausschreibung in der Wiener Zeitung. Da 1830 und 1834 auf Grund der Aufforderung, sich für die Präbende zu melden65), weit mehr Gesuche eingelangt waren, als bei der ersten und zweiten Verleihung be­rücksichtigt werden konnten, wurden diese und später neueinlangende Ge­suche für die künftige Verleihung asserviert, so daß sich Ausschreibungen für weitere 4 Verleihungen erübrigten. Erst für die siebente Verleihung mußte daher eine öffentliche Ausschreibung mit dem Wortlaute erlassen werden, der im wesentlichen bis zum Ende des ersten Weltkrieges gleich 6°) blieb: 59) ZI. 13/TO/1869. 60) ZI. 14/TO/1869, fol. 131 (Ah. Entschließung vom 28. Mai 1869); vgl. ZI. 10/TO/1869. °i) ZI. 23/TO/1869, fol. 234 (Ah. Entschließung vom 16. Oktober 1869); vgl. auch ZI. 21/TO/1869. °2) 12 Präbenden ä 200 fl. Conventions-Münze = 210 fl. österreichischer Währung benötigen 2.520 fl. ö. W. es) ZI. 7/TO/1878. 64) Über das Erlöschen des Toison-Präbenden-Fonds siehe unten S. 56 ff. 65) Vgl. oben S. 5. 66) Im Amtsblatt zur Wiener Zeitung, 10. Jänner 1860, Nr. 8, 42 wurde letzt­mals der Name des Präbendisten genannt, durch dessen Hinscheiden die Prä-

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