Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 15. (1962)

JUHÁSZ, Koloman: Kirchliche Zustände im Banat in der Mitte des 18. Jahrhunderts

216 Koloman Juhász Vier Tage später beschloß die unter Vorsitz des Grafen Caraffa ver­handelnde Kommission die Besetzung der Pfarre mit einem Weltprie­ster21); ja sie kam auch bezüglich der Person des zu ernennenden Geist­lichen überein. Sie fand Josef Brozek dieser Stelle würdig, da dieser sich mit einer, wohl nicht von Stanislavich ausgestellten amtlichen Information legitimierte22 *). Dieser Vorschlag befriedigte sowohl den Hofkriegsrat als auch die Hofkammer28). Ersterer beorderte am 17. April24), letztere drei Tage später 25) die Administration, für die erledigte Pfarrstelle Brozek dem Bischof zu präsentieren, mit Berufung auf das Gesuch Brozeks und auf die Information, welche ihn geeignet und würdig erachtet, die vornehmste Pfründe des Banats zu erlangen26 *). Man war überzeugt, daß der Bischof diese Nachricht mit Freude begrüßen werde, denn sein Wunsch komme zur Geltung, er konnte seinen eigenen Priester, ja sogar, wie Brozek in seinem Gesuch anführt, seinen einstigen Vertrauensmann, in die zum Dekanats­sitz auserkorene Pfarre einsetzen. Jedoch — man irrte. 4. Die Freude des Oberhirten, welche der Sieg seines Einspruches gegen die Einmengung der Administration und des Militärgouverneurs erregte, unterdrückte seine Entrüstung über die Unwürdigkeit der Person des präsentierten Geistlichen. Jeden anderen Priester seiner Diözese hätte er gerne an der Spitze der Werschetzer Kirche gesehen, nur eben den Brozek nicht. Dieser verdiente, seiner Meinung nach, statt einer Pfründe das Gefängnis. „Ich sehe hierin den Fingerzeig Gottes“ — so schreibt er — „welcher die Sünder oft schon in ihrem irdischen Leben schlägt, ihre 21) Es ging also der Wunsch der Salvator-Franziskaner in Erfüllung: sie brauchten Temesvár nicht zu verlassen. Ihre Lage wurde aber im alten baufälli­gen Kloster immer unhaltbarer. Die Administration rächte sich für die erlittene Schlappe dadurch, daß sie ihnen alle Unterstützungen verweigerte. Aus ihrer Historia Domus ist ersichtlich, daß das Kloster, dem Einsturz nahe, einen trau­rigen Anblick bot. (Historia conventus Temesvariensis Franciscanorum ad S. Catharinim, pag. 11.) 22) „Sowohl quoad exemplaritatem, quam quoad scientiam gute Information.“ (Die Worte des Protokollos. Wiener Hofkammerarchiv: Banatica, 20. 4. 1743.) 28) Auf das Protokoll schrieb Graf Dietriehsteiln eigenhändig: „Concen- triertenmassen conformiter wie der Hofkriegsrat auch ex parte camerae an die Administration zu expedieren.“ 24) Konzept im Wiener Hofkammerarchiv: Banatica, 25. 12. 1743. 25) A. a. O. im Faszikel 20. 4. 1743. Das Regest dieses Reskriptes verblieb im Ofener Landesarchiv bei den Schriften der Temesvarer Administration. Aus diesem ist aber nur folgendes ersichtlich: „Hofkammer verordnet, daß die Wer­schetzer Pfarre wieder mit einem Presbytero Saeculari besetzt werden soll.“ (DS I. 61.) 26) Die Hofkammer verlangt von der Administration Aufklärung, wieviel die Restaurierung des Kapuzinerklosters in Neupalanka kosten würde, denn man beabsichtigt, die Temesvarer Franziskaner dahin zu übersiedeln.

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