Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 15. (1962)

JUHÁSZ, Koloman: Kirchliche Zustände im Banat in der Mitte des 18. Jahrhunderts

Kirchliche Zustände im Banat in der Mitte des 18. Jahrhunderts 215 verliehen würden, so wäre der hier wirkende Diözesan-Klerus selbst der Hoffnung beraubt, wenigstens am Abend des Lebens mit weniger mate­riellen Sorgen kämpfen zu müssen. Bisher hätte der Gebrauch bestanden, ältere Geistliche an die Spitze solcher Pfarren zu stellen, welche ihren Unterhalt leichter ermöglichten. Würden auch diese Pfarren mit Ordens­geistlichen besetzt, so würde das Herrscherhaus die im engeren Sinne genommenen Patronatsrechte auf ewig verlieren. Schließlich berief sich der Bischof auf das allerhöchste Reskript vom Jahre 1739, welches vor­schreibt, daß die Banater Pfarren zum Großteil durch Weltpriester zu administrieren seien 17). Stanislavich rechnete mit solcher Zuversicht auf die günstige Erledi­gung seines Gesuches, daß er die amtliche Entscheidung gar nicht ab­wartend, den provisorischen Administrator der Werschetzer Pfarre am 1. April zum Kreisdechanten ernannte18). Seine Unterbreitung hatte das Ergebnis, daß ein gesonderter Ausschuß mit dieser Angelegenheit betraut wurde. Die Neoacquistica Commissio billigte wohl die Unterbreitung des Mili­tärgouverneurs, daß die Neuerbauung des Franziskanerklosters in Temes­vár, den vorgebrachten Gründen gemäß, nicht empfehlenswert erscheine, anderseits aber erkannte sie die Richtigkeit des bischöflichen Vorschlages an. In dem am 4. April verfaßten Protokolle werden die Argumente des Bischofs, welche die Besetzung der Pfarre mit einem Weltpriester for­dern 10), wiederholt eingehend verhandelt, sorgsam erwogen und dann das Gutachten abgegeben, daß die Temesvarer Franziskaner nach Neupalanka, in das dort leer stehende Kapuzinerkloster zu übersiedeln hätten. Dadurch wäre es unnötig, ein neues Kloster für sie zu erbauen und der gerechte Wunsch des Bischofs, einen Weltgeistlichen in Werschetz anzustellen, würde erfüllt20). 17) Das undatierte Gesuch wurde am 12. 3. 1743 in Wien präsentiert. (Ori­ginal im Wiener Hofkammerarchiv: Banatiea, 25. 12. 1743). 10) Dies ist aus dem Gesuche des Werschetzer Dechanten Johann Rösch vom 3. 10. 1743 ersichtlich. (Original in der Abteilung Banatiea des angeführten Archivs.) Einige Tage darauf (4. 4. 1743) wandte sieh Stanislavich an das Wer- schetzer Verwalteramt, daß „der daselbst subst. Lippaer Dechant als ein fried­fertiger Seelsorger, in Werschetz als Dechant bestätigt werden wolle.“ (DS I. 526). Von dieser ganzen Angelegenheit blieb nur dieses Regest im Ofener Reichs­archive aufbewahrt. Rösch nahm seine Stelle nur kurz vor dem 1. April — mög­licherweise erst an diesem Tage — ein. Es sind Anzeichen dafür vorhanden, daß die Werschetzer noch Mitte März ohne Priester waren. (Vgl. HA. 1892, 215, DS III. 142). is) Auf der Separat-Beilage, welche dem Protokolle beigeschlossen wurde, steht: „Parochi regulares in Banatu: in Freidorf - Franciscanus, Crassova- Franoiscani 2, Caransebes - Franciscanus, Lúgos - Minorita, Slatina - Minorita, Recas - Franciscanus, Panczova - Minorita, Cella - Franciscanus.“ 20) Das ziemlich umfangreiche Protokoll (Protocollum neoaquisticae commis­sionis ddto 4. 4. 1743) im Winer Hofkammerarchiv: Banatiea, 25. 12. 1743.

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