Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 15. (1962)

JUHÁSZ, Koloman: Kirchliche Zustände im Banat in der Mitte des 18. Jahrhunderts

214 Koloman Juhász 3. Bischof Stanislavich, der wohl selbst zu den Söhnen des heiligen Fran­ziskus gehörend und dem Beispiele seiner aus dem Franziskanerorden zu Bischöfen erhobenen Vorgänger folgend, auch als Bischof den bescheidenen Titel „Frater“ beibehielt, ließ sich in seinen Entschlüssen weder vom frommen Wunsche der Werschetzer, noch vom mächtigen Militärgouver­neur, noch aber von der einflußreichen Administration, die alle kirchlichen und politischen Fäden des Banats in der Hand hielt, beeinflussen. Es mochte ihm einerseits schmerzhaft sein, die gutgemeinte Bitte der Wer­schetzer verweigern zu müssen16), anderseits aber war es kein leichtes, den sorgfältig begründeten Vortrag der weltlichen Behörden umzustoßen; doch die Zukunft seiner Diözese forderte kluge Kühnheit. Die Möglich­keiten des Kampfes ließen ihn nicht zaudern, denn das Geschick jener Geistlichen stand auf dem Spiele, denen er einen Anteil bei der Diözesan- verwaltung geben wollte. Sobald er die Unterbreitung der erwähnten Behörden erfuhr, wandte er sich unmittelbar an die Majestät selbst. Sein Gesuch war bedeutend kürzer gefaßt als jenes des Barons Engelshofen und der Administration. Klar und bündig, mit ruhiger Besonnenheit weist er auf die Diözesanver- hältnisse hin, welche ihn zwingen, im Gegensätze zu den weltlichen Be­hörden, den Werschetzern und den Minoriten-Franziskanem, einen Welt­priester für die erledigte Pfarrstelle in Vorschlag zu bringen. Er enthielt sich, die große Bedeutung der Besetzung dieser Pfarre vom Standpunkte der Seelsorge und Diözesanverwaltung zu schildern; er übergeht auch jenen Umstand, daß der zu ernennende Pfarrer, gut dotiert und in einem angesehenen Orte wirkend, zur Leitung des umfangreichen Dekanatspren- gels geeignet wäre; es entschlüpft ihm kein Wort, das ihn hernach reuen könnte. Durch keine unbedachte Äußerung handelt er gegen die Klugheit. Er wirft nur Lichter auf die Zukunft der Diözese, wie sie sich aus den Verhältnissen entwickeln könnte. Den Großteil der Banater Pfarreien administrierten Ordenspriester, — so berichtet der Bischof. Der Welt­klerus entstammte fremden Diözesen, sogar fremden Ländern. Auch in der nächsten Zukunft würde er aus anderen Diözesen, ja sogar aus dem Auslande, Geistliche für das Banat anwerben müssen, weil es hier kein Priesterseminar gebe. Die Lage dieser Seelsorger wäre nicht verlockend. Abgesehen von der dürftigen Dotation, seien die kulturellen Verhältnisse primitiv; die klimatischen — in Anbetracht der Ausdünstungen der Mo­raste — abschreckend. Wenn diese stiefmütterlichen Verhältnisse noch jener Umstand erschweren würde, daß die mit leidlichen Pfründen ver­sehenen Pfarren — wie in erster Linie die Werschetzer — Ordenspriestern 16) Besonders mißfiel dem Bischof, daß auch die Werschetzer die Erfüllung ihres Wunsches betrieben. Vgl. die Unterbreitung des Werschetzer Verwalter­amtes an die Administration vom 4. April. (DS I, 525—526).

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