Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 15. (1962)
JUHÁSZ, Koloman: Kirchliche Zustände im Banat in der Mitte des 18. Jahrhunderts
Kirchliche Zustände im Banat in der Mitte des 18. Jahrhunderts 213 Belgrad und Orschowa auf eigene Kosten erbauten Kirchen und Klöster der letzte Krieg vernichtet habe12). Der Plan des Bischofs, Werschetz zum Dekanatssitz zu erheben und die dortige Pfarre mit einem Weltpriester, dem zu ernennenden Kreisdechanten zu besetzen, konnte der Administration nicht unbekannt geblieben sein13). Sie ließ den Bischof einfach außer Acht, indem sie es für ganz sicher nahm, daß die Hofkammer die Argumentation genehmigen wird 14) ; dann aber werde der Bischof schon nachgeben und sich nach der Entscheidung der Wiener Behörden bequemen 15). Stanislavich ließ sich aber nicht beiseite schieben. Er war nicht so hilflos und schwach, wie die Administration dachte. Sein Mut und seine Standhaftigkeit fanden Mittel, ihre rein aus utilitarischen Klügeleien zu- sammengetüftelten und mit übertriebener Vorsorge verbrämten Ausführungen samt allen ihren Voraussetzungen über den Haufen zu werfen. Er erblickte gelegentlich der Vakanz der Pfarre die Möglichkeit, die Grundpfeiler der Diözesanverwaltung fest und sicher für die Dauer aufzubauen. >2) Die Administration war wohl unterrichtet, daß die Salvator-Franziskaner in Temesvár für ihr Kloster einen Platz in der Festung erwerben wollten. Nach Werschetz wollten sie schon deshalb nicht übersiedeln, weil dieser Ort weit von ihrer Provinz lag und die amtlichen Besuche sowie die Versetzung der Ordensbrüder beschwerlich gewesen wäre. (Hist. u. Archäolog. Anzeiger, Temesvár, 1879, 73). Maria Theresia war geneigt, den Wunsch der Patres zu erfüllen. Vgl. den Bericht des Franziskaner-Definitors L. Schwab an den Temesvarer Guardian Flavian Leitner vom 9. März 1743. Den ganzen Wortlaut enthält das Diarium der Franziskaner (Historia conventus Temesvariensis Francis canorum ad S. Catha- rinam. Handschrift im bischöflichen Archiv, Temesvár, pag. 9.) Die Minoriten waren bereit zur Administration der Werschetzer Pfarre. Ja — vielleicht auf Aufmunterung der Administration — suchte der Provinzial, Leopold Auer („Fr. Leopold Auer Ordinis Minorum S. Francisci Conventualium, seu Minorum Provinciae S. Elisabeth per Hungáriám et Transsylvaniám minister provincialis et commissarius generalis“) im Namen seiner Ordensbrüder bei der Majestät darum an. (Das Original der undatierten, in deutscher Sprache abgefaßten Supplikation ist im Wiener Hofkammerarchiv in der Abteilung Bana- t i c a unter den Schriftstücken vom 20. April 1743.) 13) Die Administration kannte die Absichten des Bischofs, welcher wahrscheinlich schon anfänglich einen Kandidaten für die vakante Pfründe hatte, denn schon nach einer Woche nach dem Tode Schmaltzers verständigt sie das Werschetzer Verwalteramt, daß der Lippaer Pfarrer Rösch die Stelle Schmaltzers einnehmen wird (DS I, 525). Den Namen R ö s c h’s bezeichnen die gleichzeitigen Schriftstücke manchmal: Resch. 14) Sie befürchteten nur, daß im Falle die zur Präsentation vorgeschriebenen vier Monate ohne Vollzug der Präsentation verstreichen würden, Stanislavich sofort seinen Kandidaten ernennen wird. Deshalb versäumten weder die Administration sbe amten npch Baron Engelshofen, die Resolution der Hofkammer zu betreiben. lä) „Und obschon der allhiesiger Bischof angeführtermaßen gegen die Werschetzer Gemeinde auf ibro um die Zulassung einiger Religiösen gemachtes Ansuchen sich negative solle haben vornehmen lassen, so wird er doch cognita intentione hoher Hof stellen, denen das Jus repraesentandi zukommt, sich schwerlich entgegensetzen ...“ Wiener Hofkammerarchiv: Angeführte Meldung.