Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 15. (1962)

JUHÁSZ, Koloman: Kirchliche Zustände im Banat in der Mitte des 18. Jahrhunderts

212 Koloman Juhász Umfange in Sternform geplanten Festung im Wege. Die Administration erblickte in der Vakanz der Werschetzer Pfarre die günstige Gelegenheit, dieses Ordenshaus mit der Kirche zu erwerben und eiferte für die unent­geltliche Aneignung. Sie und ihr Präsident, der Militärgouverneur des Banats, Feldmarschall Baron Franz Leopold Engelshofen, schlugen in zwei gesonderten, doch übereinstimmenden, sorgfältig ausgearbeiteten Meldun­gen die Versetzung der genannten Franziskanerpatres nach Werschetz vor11). Diese Vorstellungen wurden schleunigst in Wien der Hofkammer unterbreitet. Da die Werschetzer Pfarre Weltpriestern zustand, bemän­telten sie diesen ungewöhnlichen Vorschlag mit dem Vorteile, welcher aus der Genehmigung desselben dem Militärärar ersprießen würde. Das Ärar wäre nämlich sonst gezwungen, mit großen materiellen Opfern in Temesvár ein neues Kloster zu errichten. Diese bedeutenden Ausgaben würden weg­fallen, wenn die Franziskaner die Werschetzer Pfarre erhalten würden. Daselbst stände nicht nur eine prachtvolle Kirche, sondern auch ein mäch­tiges Gebäude zur Verfügung, das Intravillan des Pfarrhofes sei so um­fangreich, daß dessen Ausbau, beziehungsweise Erweiterung und Umbau zu einem Ordenshause kaum so viel Kosten beanspruchen würden, als der Wert des Rohmaterials des niederzureißenden Temesvarer Klosters aus­machte. Dazu käme noch, daß das Ärar auch eine weitere Ausgabe ersparen könnte. Bekanntermaßen habe der Bischof die Absicht, neben dem zu ernennenden Werschetzer Dechantpfarrer auch einen Kooperator zu be­stellen, dessen Dotation den Patronatsherren dieser Provinz, das Militär­ärar, belasten würde. Alldies würde gegenstandslos, — so argumentiert die Administration — wenn die Werschetzer Pfarre Franziskaner übernehmen würden. Letztere würden, in Anbetracht ihrer Anzahl, auch in den benach­barten, volkreichen katholischen Ortschaften die Seelsorge ausüben. Die Administration und Baron Engelshofen versäumten nicht, ihren Vorschlag auch für die Franziskaner als günstig erscheinen zu lassen. Der Unterhalt der Patres — so wird berichtet — sei in Werschetz ge­sichert. Außer den Stolaeinkünften, welche einige hundert Gulden aus­machten, könnten die „Bettler“-Mönche in Werschetz und den benachbarten wohlhabenden katholischen Gemeinden, wie Neupalanka, Weißkirchen, Ora- vitza, Dognatschka, Pantschowa, Detta, Groß-Betschkerek, Tschakowa auf reichliche Almosen mit Sicherheit rechnen. Der fruchtbare Boden würde also auch eine ausgiebige Nachlese gestatten. Die Aufmerksamkeit der Administration erstreckte sich auch auf den Fall, wenn die Salvator-Franziskaner die anzubietende Pfarre nicht an­nehmen würden. Sie weist auf die Minoriten-Franziskaner hin, deren in u) Die Meldung des Barons Engelshofen ist in Essegg vom 22. 2. 1743 da­tiert und wurde am 2. April in Wien präsentiert. Die Unterbreitung der Admini­stration ist vom 2. März datiert und gelangte am 14. dieses Monats an die Hof­kammer. Die Originale beider Schriftstücke im Wiener Hofkammer­archiv.

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