Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 15. (1962)

JUHÁSZ, Koloman: Kirchliche Zustände im Banat in der Mitte des 18. Jahrhunderts

Kirchliche Zustände im Banat in der Mitte des 18. Jahrhunderts 211 Vorschlag auch jenen von kulturellem Standpunkte aus bedeutsamen Umstand hervor, welcher die Errichtung einer Kooperatorstelle daselbst erheische. Nebst der großen Ausdehnung Werschetz und des Wallfahrtsortes weist er auch auf die Schule hin. Im Interesse der zahlreichen Jugend hält er die Erweiterung der Schule bis zur Syntax für notwendig, die auch die Jüng­linge von Kudritz, Weißkirchen, Orowitza, Kraschowa und Detta besuchen könnten. Der Kooperator würde beim Unterricht mitwirken und so könnte das Schulwesen gefördert werden 8). Bezüglich der Besetzung der Pfarre waren aber die Wünsche der Wer- schetzer den Absichten des Oberhirten entgegengesetzt. Während der Bi­schof das Schicksal der ganzen Diözese in Betracht ziehend, vom Stand­punkte der Diözesanverwaltung die Pfarrei mit einem Weltpriester zu besetzen wünschte und Werschetz zur Residenz des Dechanatskreises er­heben wollte, begehrten die Werschetzer einen Ordenspriester zum Leiter ihrer Kirche. Sie unterstützten ihr Verlangen mit jenem Umstande, daß außer der Pfarrkirche und der Sankt-Rochuskapelle auch die Heilige- Kreuzkapelle zu versehen sei, die sich an der Spitze der Weinberge erhebe und zu welcher „aus dem ganzen Banat“ zahlreiche Wallfahrer zu pilgern pflegten. Sie befürchteten, daß bei Anstellung eines Weltpriesters, also eines Geistlichen, zur Wallfahrtszeit am Wallfahrtsorte keine Messe, noch andere Andachten abgehalten werden könnten, während dieser Wunsch leicht in Erfüllung ginge, wenn Ordensgeistliche, also mehrere Personen, die Administration der Pfarre übernehmen könnten9). Zu den vorgebrach­ten Gründen gesellten sich noch andere Umstände, welche die Bestrebungen der Werschetzer so sehr begünstigten, daß sie die Erfüllung ihres Wun­sches ehebaldigst erhoffen konnten. Das außerhalb der Festungsmauern befindliche Ordenshaus der Te- mesvarer Salvator-Franziskaner10) stand dem Ausbau der in großem s) HDS I, 650—654. 9) „Einer löblichen königlichen Administration wird zweifelsohne allschon bekannt gemacht worden sein, was gestalten der zu Werschetz gestandene De­chant Herr Schmaltzer seel. erst gestern früh dieses zeitliche mit dem ewigen verwechselt, diese unsere Werschetzer Gemeinde also eines zeitlichen Seelsorger bei dem allhiesigen Herrn Bischöfen geziemend sollizitiert, besonders aber womit entweder einige Religiösen Franciseaner insonderheiten Capucinerordens eine Residenz zu gedachten Werschetz errichten möchten bittlich projectirt, von Selb­sten aber die Religiösen anlangend abschlägigen Bescheid erhalten habe, sol- chemnach haben wir samentlichen Werschetzer Inwohner die löbliche Admini­stration anzusuchen, hochdieselbe geruhen dieser unserer Werschetzer Gemeinde die einzige hohe Gnad wiederfahren zu lassen und die loco eines Petrini implo- rierende Einsetzung einiger Religiösen zu Werschetz gnädig resolvieren, wie auch die dieswegen das erforderliche verfahren zu wollen.“ (Die Werschetzer Kirchengemeinde an die Temeswarer Administration. Wiener Hof kammer­archiv: Banatica, 1743. Dezember 25.) •10) Aus der Salvator-Provinz (Provincia Ss. Salvatoris). Vgl. Juhász, Die Franziskaner im Banat 1716—1806 (Südostdeutsches Archiv, München 1961, S. 30—47). 14*

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