Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 15. (1962)

JUHÁSZ, Koloman: Kirchliche Zustände im Banat in der Mitte des 18. Jahrhunderts

Kirchliche Zustände im Banat in der Mitte des 18. Jahrhunderts 203 Klient.“ Osswald, der sich später auch in Neu-Beschenowa ansässig machte, dessen Terrain er scheinbar kannte, mag eine besonders eifrige Werbe­tätigkeit entfaltet haben, denn schon sehr bald hatte er eine namhafte Anzahl von Familien angeworben. Die Reise derselben in das Banat er­folgte in gleicher Weise wie vorher, also größtenteils zu Schiff auf der Donau. — Die von Osswald angeworbenen Kolonisten hatten vorerst aber eine weite, anstrengende Wanderung von etwa vierhundert Kilometern auf der Landstraße zurückzulegen, bis sie endlich zur Donau gelangten, wo ihre Einschiffung erfolgte. Bereits Anfang Juni langte Osswald mit sechzig deutsch-lothringischen Familien, aus den Gegenden von Mainz und Trier bis an die lothringischen Grenzen stammend, und zweihundertneunzig See­len zählend, in Wien an; sie wurden mittels zwei Zillen (Flußfrachtschiffe) am 15. 6. 1748 in das Banat befördert. Ein Reskript der Hofkammer ver­ordnet der Landesadministration am 15. Juni, daß sie sich mit dem Peter- wardeiner Kommandanten wegen der Ankunft dieser, bereits unterwegs seienden Kolonisten, welche in Neu-Beschenowa angesiedelt werden sollen, schriftlich ins Einvernehmen setzen möge. Nach Mitte Juni langten die Kolonisten in Peterwardein an, wurden vom kaiserlichen Schiffamte bis Titel, und von dort auf Flößen auf dem Begakanal aufwärts gebracht. Am 28. Juni langten sie in Groß-Betschkerek an, und nachdem sie dort Rast gehalten, brachen sie am 30. nach Temesvár auf. Von Temesvár wurden sie mittels Wägen nach dem Prädium Beschenowa gebracht und waren somit die ersten deutschen ausdauernden Kolonisten, welche sich daselbst niederließen. In diesem (1748) Jahre herrschte angeblich große Trocken­heit und weil sie Wassermangel befürchteten, bauten die Kolonisten ihre Häuser nicht auf die Anhöhe, sondern in der tieferliegenden Stelle des Intravillans, und dies war ein großer Fehler, der sich in nassen Jahren nur zu empfindlich bemerkbar machte. Die Ansiedlung war damals noch nicht so geregelt, wie es fünfzehn Jahre später der Fall war, wo Ingenieure die Stelle bezeichneten, an welcher das Dorf angelegt werden mußte. Ihre Häuser mußten sich die Kolonisten noch selbst bauen, während für die später eingewanderten, Häuser von der Landesadministration hergestellt wurden. Zunächst machte man in Neu-Beschenowa die Wände aus Ruten­geflecht, welche mit Lehm verkleidet wurden, oder aus gestampfter Erde. Später, als man über Spreu verfügte, wurden Lehmziegel dafür verwendet. Das nötige Holz erhielten die Ansiedler von der Administration, die Dächer wurden mit Rohr gedeckt, welches im Überfluß vorhanden war, bestand doch die Vegetation nur aus Rohr, Schilf und Binsen. — Vom Jahre 1748 bis Ende 1749 gehörte die Gemeinde Neu-Beschenowa zur Pfarre Mercy- dorf, wohin zum erstenmale am 15. 7. 1748 ein Kind aus Beschenowa zur Taufe gebracht wurde, und am 17. 7. der erste Todesfall in der dortigen Matrikel verzeichnet ist. Der letzte Todesfall ist in der Mercydorfer Matrikel am 15. 11. 1749, und der letzte Taufakt im selben Jahre am 22. 12. 1749 eingetragen. — In Anbetracht der günstigen Erfolge, welche Osswald er-

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