Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 15. (1962)
JUHÁSZ, Koloman: Kirchliche Zustände im Banat in der Mitte des 18. Jahrhunderts
Kirchliche Zustände im Banat in der Mitte des 18. Jahrhunderts 201 schiedene Auslagen, während dreißig Gulden für die Reise dienen sollten. Die Art des Reisens wurde ebenfalls bestimmt. Damals konnte man nämlich stromaufwärts mit Schiffen nur sehr langsam fahren; denn das Schiff mußte durch Pferde an einem Seil vom Ufer aus gezogen werden. Die Postkutsche wieder, die bis Wien verkehrte, ging wohl schneller, war jedoch sehr teuer. So entschloß sich die Temesvarer Landesverwaltung, dem Belm ein gutes Reitpferd zu kaufen, damit er nach Vorderösterreich reiten könne. Das Pferd kostete vierzig Gulden, also um zehn Gulden mehr, als bewilligt gewesen. Die zehn Gulden wurden am 7. 7. von der Hof-Bankalität nachträglich „ratifiziert“. Wann Belm die Reise angetreten hat, ist unbekannt. Der erste Transport langte erst Ende des Monats Juni im Banat an und wurde in Tschakova angesiedelt. Man hatte auch einen Seelsorger mitgebracht, der Peter Förster hieß und ein Neffe Belms war 2). Aus einem Briefe Belms an die Temesvarer Landes Verwaltung erfahren wir, daß die Auswanderer unterwegs viel zu ertragen hatten. So erkrankte ein Teil der Kinder an Blattern, ein Kolonist aber, ein gewisser Andreas Felder, „ertheilte“ sowohl dem Förster als dem Belm „ungebührliche Namen“ und suchte ihnen die Familien zu Ofen „abwendig zu machen“. Die erkrankten Kinder mußten nach Peterwardein gebracht werden, von wo sie erst später nach Tschakova befördert wurden. Was mit Felder geschah ist nicht bekannt. Die neu herabgelangten Kolonisten bekamen größere Begünstigung, als die früher3) angeworbenen. Am 10. 7. 1744 verordnete die Provinzverwaltung: „denen neu angekommenen deutschen Familien 140 Metzen Frucht gegen künftige Vergütung zu antizipieren“. Am 21. 7.: „denen neu angekommenen deutschen Familien zur Beischaffung des nöthigen Hausraths und Viehs 317 Gulden gegen Bürgschaft des dasigen Pfarrers Petrus Foerster, dann dem Johann Belm und Rudolf Ochsenreuter auf ein Jahr, von denen eingeschlossenen Markt-Groschen-Geldern, zu verabfolgen seien.“ Dies ist die erste bestimmte Nachricht darüber, daß die Kolonisten außer den vorherigen4) Privilegien auch Geldvorschüsse für Vieh und Wirtschaftsgeräte bekommen haben. Da man im Zusammenhänge mit der Anwerbung der Bregenzer Familien eine großzügige Vermehrung der deutschen Kolonisten plante, bekam der Oberverwalter Anton Karl Gebauer von der Landesverwaltung den Befehl, die deutschen Siedlungen im Tschakovaer, Temesvarer, Tsehanader, Lippaer und Lugoscher Distrikt zu bereisen, um sie eingehend zu studieren. In seinem Berichte vom 7. 7. 1744 finden wir folgendes: In Tschakova sind bereits viele Familien aus Vorderösterreich, die Johann Belm gebracht hatte. Man wird hier eine viergängige Mühle und ein Bräuhaus erbauen und zwei Rotgerber aus Weillern am Bodensee ansiedeln. Da nicht viel Grund vorhanden ist, so könnten sich mehrere Familien, wenn Zuwachs 2) geb. „zu Schultzberg im österreichischen Bregenzer-Wald“. 3) 1722—1726 und 1736—1738. 4) von 1722.