Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 15. (1962)

KÁLLAY, István: Zur Verwaltungsgeschichte der freien königlichen ungarischen Städte im 17. und 18. Jahrhundert

Verwaltungsgeschichte der freien königl.-ungar. Städte im 17. und 18. Jhdt. 195 um die laufenden Sachen der Stadt in der Ungarischen Hofkanzlei zu erledigen. Es kam sehr oft vor, daß sich diese nicht ständig in Wien auf­hielten, sondern nur gelegentlich nach Wien fuhren72). Außerdem hatten die Städte noch viele andere Offiziale: die Kämmerer (finanzielle und wirtschaftliche Sachen der Stadt), Unterkämmerer, den Registrator, die Kanzlisten, Accessisten, Steuer-, Armenhaus-, Maut-, Wein-, Bier-, Kanäle-(Wasserleitung-), Schulinspektoren und ihre Gehilfen, den Stadtphysicus, Chirurg, Pförtner, Heizer im Rathaus, Stadtmeier, Rauch­fangkehrer, Uhrmeister, Straßenmeister, Hebammen, Kutscher, Mistmei­ster, Musiker, Hirten, Bettelvögte (Bettelrichter), Bettelinspektoren. Die öffentliche Ordnung wurde von den Wachtmeistern, Korporalen, Stadt­soldaten, Berg-, Weingarten-, Wald-, Wild-, Fischerei-, Feld-, Feuer- und Nachtwächtern gesichert73). Die Städte mit dem Jus gladii hatten auch einen Henker mit einem Gehilfen. Im Falle, wenn die Stadt keinen Henker hatte, und doch ein Todesurteil vollziehen wollte, wurde derselbe von einer anderen Stadt aus­geborgt. Es kam vor, daß einige Städte ihren Scharfrichter dem Militär entliehen. Das Gehalt der Offiziale im Baren in der ersten Hälfte des 18. Jahr­hunderts war sehr gering. Die Besoldungslisten wurden fast jährlich an die Ungarische Hofkammer geschickt und dort bewilligt. 1746 wandten sich die Offiziale von Stuhlweißenburg an Maria Theresia. Sie äußerten, daß ihr Gehalt sehr gering wäre, und aus dem Versehen der öffentlichen Angelegenheiten ihrer Wirtschaft und Handel Nachteil erwuchs74). In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts bestand ihr Gehalt hauptsächlich aus Naturalien (Weizen, Gerste, Holz, Wein, Hirse). In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts wurden die Bezugsverhältnisse geordnet und in Bargeld festgelegt75). 72) Hofkammerarchiv. Ung. Camerale. Civitatensia. Fasz. 1. 1753. 1. VII. 73) Ebenda, Fasz. 1. 1753. 5. XI. Stadtarchiv Stuhlweißenburg. Protocollum camerale 1779. Besoldungen. 74) Stadtarchiv Stuhlweißenburg. Unregistrierte Akten. 1746. 13. VI. 75) Die Erhöhung war wesentlich: 1733 1779 Stadtrichter Notar Kämmerer Henker Chirurg Nachtwächter 100 Gulden 250 Gulden 100 Gulden 12 Gulden 100 Gulden 36 Gulden 500 Gulden 500 Gulden 200 Gulden 32 Gulden 300 Gulden 100 Gulden usw. Stadtarchiv Stuhlweißenburg. Acta politica et juridica. Fasz. 1733. Nr. 60. 1733. 27. XI. Ebenda, Protocollum camerale 1779, Besoldungen. Der Unterschied zwischen den Städten war bedeutend. Als Vergleich folgen die Besoldungen derselben in Preßburg vom Jahre 1753: 13*

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