Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 15. (1962)

GALL, Franz: Palatinatsverleihungen an italienische Universitäten und Gelehrte Gesellschaften 1530–1653

Palatinatsverleihungen an ital. Universitäten und Gelehrte Gesellschaften 101 Nachfolger. Das Palatinat umfaßte die Kreierung von Doktoren, Licen- tiaten und Baccalaren „in utroque jure et in artibus“, das Recht, Dichter zu krönen, Notare zu ernennen, Uneheliche zu legitimieren, Unehrliche ehrlich zu machen, die Großjährigkeit zu verleihen und endlich auch die Konzession zur Verleihung von Wappen, jedoch nicht des Reichsadlers, der königilchen Krone und des offenen Helmes. Außerdem verlieh der Kaiser den Mitgliedern des Kollegs ein besonders Abzeichen, welche aus einem goldenen, weiß emaillierten und rot umrandeten Kreuz bestand. In der Mitte desselben war ein „scutulum seu pectorale“ mit dem Namenszug des Kaisers „F. III.“ und der Kaiserkrone angebracht68). Schon zwei Jahre später verlieh Kaiser Ferdinand III. auf dem Reichs­tag zu Regensburg am 16. Oktober 1653 ein ebensolches Privileg dem Collegium Physicorum civitatis Mediolani69). Das Pri­vileg ist sogar im Druck erschienen70) und macht alle Mitglieder und deren Nachfolger71) zu „Sacri Lateranensis Palatii, Aulaeque nostrae Caesareae et Imperialis Consistorii Comites“ und verleiht ihnen die „Mili­tia Aurata“. Außerdem wird dem Collég das Recht verliehen, Notare und Richter zu kreieren und sie „per pennam et calamarium“ zu investieren, Uneheliche zu legitimieren, Unehrliche zu dispensieren, die Großjährigkeit zu konzedieren, Wappen zu verleihen (ausgenommen ist wieder der kaiser­liche Adler, die königliche Krone und der offene Helm), Doktoren, Lizen­tiaten und Baccalaren der Medizin, sowie Magister und Baccalaren der freien Künste und der Philosophie zu promovieren und Poeten zu bekrönen, wie dies in den „Gymnasien“ zu Wien, Paris, Bologna, Padua, Perugia, Köln, Pisa und Ingolstadt72) üblich sei. Außerdem verleiht der Kaiser allen Mitgliedern als äußeres Zeichen ihrer Zugehörigkeit zur Militia Aurata „crucem aureum viridis coloris cum extremitatibus aureis (cuius in medio scutulum sive pectorale atque in eo Augusti Nostri nominis littera initialis F. Imperiali diademate superimposito decora, cum tribus columnis FERDINANDVM TERTIVM indigitantibus, ex munificentia nostra recenter adiecta conspicitur) in perennem huius gratia...“ (siehe Abb. 1). Das dem Verleihungsakt beiliegende Gesuch enthält tatsächlich auch die Bitte um die „facolta anchora ... di portare una croce d’oro di smalto verde, nel petto dei Aquila Imperiale col diadema et lettere F. III. 68) Adelsarchiv: Reichsakten fase. 338, AB 2063. 69) Adelsarchiv: Reichsakten fase. 338, AB 2059. 70) Ein gedrucktes Exemplar ohne Impressum des Druckers mit dem Titel: PRIVILEGIVM Comitatus Palatinus et Militiae Auratae A FERDINANDO III ROMANORVM IMPERATORE SEMPER AVGVSTO CONCESSVM VENE­RABILI NOBILIVM PHYSICORVM COLLEGIO CIVITATIS MEDIOLANI In Congressu Electorali Ratisbonae ANNO DOMINI MDCLIII. liegt dem Akte im Adelsarchiv: Reichsakten fase. 338, AB 2059 bei. 71) Vgl. in Beilage II, u. S. 107 ff. 72) Vgl, die in Beilage I, u. S. 96 f. genannten Universitäten.

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