Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 15. (1962)

GALL, Franz: Palatinatsverleihungen an italienische Universitäten und Gelehrte Gesellschaften 1530–1653

96 Franz Gall Diplom Kaiser Maximilians die Quasilegitimierung29) für die später­hin 30) von den Dekanen der Wiener Artistenfakultät verliehenen Adels­briefe zu sehen 31). Der von Kaiser Maximilian II. am 9. 5. 1575 ausgestellte Stiftbrief für die Universität Helmstedt beinhaltete dann eine kleine Comitive32) und 1582 verlieh Kaiser Rudolf II. auch der juridischen Fakultät der Uni­versität Rostock eine solche Comitive33). Im Jahre 1622 folgte ein Palatinatsprivileg für die Universität Altdorf34), 1623 ein Diplom für die Universität Ingolstadt35), 1630 eine Comitive für Marburg36), 29) Eine eigentliche Palatinatsverleihung war bisher nicht nachweisbar. H. W. Höfflinger, Über Palatinate und palatinatsähnliche Rechte österreichi­scher Universitäten, in: Mon.Bl. Adler 5, 1905, S. 329 und Wappen- und Adels­verleihungen seitens der Wiener Universität, in: Jahrb. ADLER N.F. 15, 1905, S. 275, weist auf das Privileg Kaiser Leopolds I. von 1680 für das Prager Wen­zelsseminar (vgl. u. S. 97), rechtfertigt die Wiener Adelsverleihungen im allge­meinen mit der „nobilitas moralis“ und den Statuten der philosophischen Fakul­tät von 1635. Ähnlich lassen sich A. Wretschko, Zur Frage der Adels- und Wappenfrage der Wiener philosophischen Fakultät, in: Mon.Bl. ADLER 5, 1905, S. 380 und Die akademischen Grade, 1910, S. 33 f., sowie A. v. Doerr, in: Mon.Bl. ADLER 6, 1906/10, S. 80 ff., vernehmen. Vgl. auch H. Jäger- Sunstenau und R. Granichstaedten-Czerva, in: Zeitschr. ADLER 1, 1949, S. 293; A. Goldmann, a. a. O., S. 167; E. del Torso, in: Senftenegger Mon.Bl. 4, Sp. 201. 36) Zwischen 1640 und 1750 hat die Fakultät nicht weniger als 38 Doktor­diplome, die gleichzeitig Adel und Wappen verliehen, ausgestellt. Solche Doktor­diplome mit gleichzeitiger Wappenverleihung sind auch aus dem italienischen Raum bekannt; vgl. G. C. Bacapé, Sigilli universitari Italinai, in: Studi in Memoria di Monsignore Angelo Mercati, 1956, S. 43 ff. Vgl. Acta facultatis artium tom. VI, 1734—73 (Ms. im Archiv d. Univ. Wien) und Libri Bonorum facultatis artium 1677—1773 (a. a. O.). 31) Über das Verbot dieser Nobilitierungen vom 20. 5. 1752 vgl. A. Gold­mann, a. a. O., S. 167. 32) S. Hofpfalzgrafenregister S. 165 ff.; E. Crusius, Heraldik in Nieder­sachsen, 1957, S. 15. — Das bis 1806 ausgeübte Palatinat umfaßte das Recht, Notare zu kreieren, die Legitimation Unehelicher, Volljährigkeitserklärungen und Dichterkrönungen. — Über die Verleihung des Universitäts- und der Fakul­tätswappen vgl. auch F. Gall, in: Mitt. d. Inst. f. österr. Geschichtsforschung 68, 1960, S. 441. 33) Das Original des Diploms vom 23. 7. 1582 befindet sich im akademischen Archiv. Es enthielt ursprünglich nur das Recht Notare zu kreieren, wurde aber 1794 auf Großjährigkeitserklärung und die Legitimation Unehelicher ausge­dehnt. Vgl. O. Krabbe, Die Universität Rostock im 15. und 16. Jhdt., 1, 1854, S. 692. 34) Ähnlich wie in Helmstedt finden sieh auch im kaiserlichen Stiftbrief vom 3. 10. 1622 palatinatsähnliche Rechte, z. B. das Recht Poeten zu bekrönen. Kaiser Leopold I. erteilte am 23. 10. 1697 dem jeweiligen Prokanzler der Uni­versität eine kleine Comitive. Vgl. G. A. Seyler, Studien über Hof pfalzgrafen, in: Jahrb. ADLER 4, 1877, S. 54. 3ö) Das Diplom wurde von Kaiser Ferdinand II. am 28. 1. 1623 erteilt. Die Universität übte das Palatinat (Legitimation Unehelicher, Kreierung von No­taren, Wappenverleihung) bis zum Jahre 1804 aus. Vgl. C. Prantl, Geschichte

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