Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 15. (1962)
KÜHNEL, Harry: Pietro Andrea Matthioli. Leibarzt und Botaniker des 16. Jahrhunderts
Pietro Andrea Matthioli 89 bereits von der zeitgenössischen Literatur als streitsüchtig und eitel bezeichnet und das auffallendste Merkmal dieses Bildnisses ist eine überheblich anmutende Selbstgefälligkeit159). Die Nobilitierung Matthiolis im Jahre 1562 gab Anlaß dazu, ihn im Alter von 62 Jahren neuerlich darzustellen. Das Bildnis findet sich in der ersten deutschen Ausgabe des Dioskorides 1563. Derselbe Holzschnitt fand auch als Einzelblatt in das Berliner Staatliche Kupferstichkabinett Aufnahme und trägt die Künstlersignatur G. S. 16°). Matthioli ist darauf mit finster-strenger Miene abgebildet, sein Vollbart in zwei Spitzen auslaufend, sein Mantel pelzverbrämt, um den Hals trägt er die goldene Kette. Größere Porträttreue scheint in dem Holzschnitt des Jahres 1565 vorzuliegen; diese Abbildung wurde in die lateinische Ausgabe des Dioscorides von F. Val- grisius aufgenommen. Matthioli wird in einem Oval von zwei Engeln flankiert. Die Umschrift lautet: PETRI ANDREAE MATTHIOLI EFFIGIES161). Die Darstellung der Physiognomie Matthiolis auf seinem Grabmal im Dom von Trient weist viel Ähnlichkeit mit dem Gemälde Pas- serottis auf. Matthioli sitzt vor einem Tisch, bekleidet mit Talar, einem Barett auf dem Haupt, seine linke Hand zeigt auf das aufgeschlagene Werk des Dioscorides, in der rechten hält er einen Federkiel. Gerola zählt noch zahlreiche Porträts des Leibarztes auf, darunter eines mit der Aufschrift: „PETR. ANDR. MATTHJOLUS. Ein Artzt und Botaniker 1500 zu Siena geb. und als Professor zu Padua oder wie andere wollen zu Trident an der Pest 1577 oder 1580 gestorben“ 162). Das in den Uffizien befindliche Gemälde „PET. AND. MATTHIOLUS, depinto dal Papi“ wurde nach bekannten Stichen oder Holzschnitten angefertigt. Im Berliner Staatlichen Kupferstichkabinett sind nicht weniger als vierzehn Abbildungen Matthiolis vorhanden 163). Ein Ölgemälde Matthiolis befindet sich im Besitz der Familie Daniele und Filippo Florio in Udine. Ein Zeitgenosse Matthiolis, der Historiker und Arzt Johannes Sambucus gab 1574 ein Werk „Icones veterum aliquot ac recentium medicorum, philosophorumque“ heraus, in dem 67 Porträts anerkannter Mediziner, unter ihnen Matthioli, auf genommen wurden164). 159) G. Schmid, Ein bisher unbekanntes Bildnis des P. A. Mattioli, S. 137, 139 f„ 147. 160) Schmid, Ein bisher unbekanntes Bild des P. A. Mattioli, S. 137 f. Udal- rico Gerola, Contributo alia iconografia dei naturalisti trentini (Studi trentini di scienze storiche, Jg. XVII, Trento 1936), S. 38. 161) Gerola, Contributo alia iconografia, S. 38. Schmid, Ein bisher unbekanntes Bild des P. A. Mattioli, S. 135. 162) Gerola, Contributo alia iconografia, S. 39. 169) Schmid, Ein bisher unbekanntes Bild des P. A. Mattioli, S. 140 f. De Toni, Pierandrea Mattioli, S. 387. 164) Stephan Balint-Nagy, Der weltberühmte Historicus Johannes Sambucus als Arzt, S. 172.