Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 15. (1962)

KÜHNEL, Harry: Pietro Andrea Matthioli. Leibarzt und Botaniker des 16. Jahrhunderts

90 Harry Kühnei Der Leibarzt wurde aber auch auf Medaillen abgebildet. In Petersburg und Brescia sind Exemplare überliefert, die Matthiolis Brustbild von der linken Seite mit der Umschrift PETRI ANDREAE MATTHIOLI EFFIGIES bringen; der Leibarzt trägt keine Kopfbedeckung, am Arm­abschnitt findet sich die Jahreszahl 1565. Die Rückseite wird von einem Diamantring, durch den Hellebarde und Fackel kreuzweise gelegt sind und einem Spruchband ausgefüllt. Die Medaillen mit einem Durchmesser von 38 mm besitzen stilistische Merkmale des Severin Brachmann165). In der Sammlung Brettauer der Bundessammlung von Medaillen, Münzen und Geldzeichen in Wien existiert eine einseitige Bleimedaille Matthiolis im Durchmesser von 39,5 mm gleichfalls vom Jahre 1565. Die Vorlage dafür soll dieselbe sein wie für den Stich von Dominicus Custos166). Der 1550 in Antwerpen geborene Künstler vermählte sich übrigens im Jahre 1583 mit der Witwe des Kupferstechers Kilian d. Ä. von Augsburg167). Der ebenfalls als Kupferstecher tätige Lucas Kilian d. J. hat nach 1621 Mat­thiolis Sohn Ferdinand als kaiserlichen Arzt gestochen168). V. Ferdinand Matthioli. Der erstgeborene Sohn aus Pietro Andrea Matthiolis zweiter Ehe mit Girolama di Varma wurde auf den Namen Ferdinand getauft und erblickte im Jahre 1561 zu Trient das Licht der Welt. Am 15. April 1569 erlangte der Vater für Ferdinand die Zusage auf 100 fl. jährliche Provision zum Studium 169). Im Jahre 1574 gab Erzherzog Ferdinand von Tirol sein Einver­ständnis, daß Ferdinand Matthioli und dessen jüngerer Bruder nach dem Tode ihres Vaters auf fünf Jahre jährlich 200 fl. Studiengeld erhalten sollten 17°). Ferdinand Matthioli finden wir 1580 am Jesuitenkolleg zu Dillingen in Schwa­ben, wohin das Mautamt Rofereit einen Ausstand von 98 fl. 41 kr. zu entrichten hatte171). Dem Studium ging er freilich in der Jesuiten-Uni- versität in Ingolstadt nach; seine Stiefmutter, Matthiolis dritte Gattin, be­klagte sich, daß seit zwei Jahren das Studiengeld nicht bezahlt wurde172). 1584 wurden ihm für das Studium 120 fl. bewilligt173). Zu diesem Zeit­165) Georg Habich, Die deutschen Schaumünzen des XVI. Jahrhunderts. 2. Bd., 2. Hälfte (München 1934), S. 484, n. 3334. 166) Eduard Holzmair, Katalog der Sammlung Dr. Josef Brettauer. Medicina in nummis (Wien 1937), S. 58, n. 755. 167) Thieme-Becker, Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler, Bd. 8 (Leipzig 1913), S. 219. 168) Siehe Seite 91. 169) LRA Innsbruck, Bekennen 1569, fol. 65r. Geschäft von Hof 1569, fol. 1071'. uo) LRA Innsbruck, Geschäft von Hof 1574, fol. 35r. Missiven an Hof 1574, fol. 198v—199r. Bekennen 1574, fol. 90'--91''. 171) LRA Innsbruck, Gemeine Missiven 1580, fol. 746v. 172) LRA Innsbruck, Gemeine Missiven 1580, fol. 1060v—1061r. Gemeine Mis­siven 1580, fol. 2003r—2004r. 178) LRA Innsbruck, Raitbuch 1585, fol. 455v.

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