Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 14. (1961) - Festschrift für Gebhard Rath zum 60. Geburtstag

WOHLGEMUTH-KOTASEK, Edith: Erzherzog Johann in seinen Briefen an Marie Louise

Erzherzog Johann in seinen Briefen an Marie Louise. Von Edith Wohlgemuth-Kotasek (Wien). Der vom Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien unlängst erworbene, überaus reichhaltige Nachlaß der Kaiserstochter, deren Lebensweg von Wien über die Tuilerien nach Parma geführt hatte, enthält unter anderem eine kleine Gruppe von Briefen Erzherzog Johanns1), die mit einer im Steiermärkischen Landesarchiv in Graz verwahrten Anzahl von Zuschriften des gleichen Verfassers2) ein beredtes Zeugnis einer durch verwandt­schaftliches Zusammengehörigkeitsgefühl geschaffenen und ein Leben lang ihre Impulse daraus empfangenden Freundschaft darstellen. Es ist hier nicht der Ort, den äußeren und inneren Werdegang der beiden also ver­bundenen Persönlichkeiten zu schildern. Er ist bei beiden hinlänglich be­kannt3). Es darf auch nicht erwartet werden, daß sich bei der Vertiefung in die bezeichneten Briefe irgendwelche neuen Aufschlüsse über den Cha­rakter des Briefschreibers oder der Adressatin ergaben, wohl aber sind die daraus zu schöpfenden Aussagen — natürlicherweise — geeignet, Bekann­tes zu bestätigen, vielleicht auch ein wenig zu bereichern. Erzherzog Johann hat viel geschrieben, so viel, daß die bereits publizierten Teile seiner schriftlichen Erzeugnisse vergleichsweise mengenmäßig geringfügig sind. Dazu kommt, daß die durch unselige Ereignisse der Nachkriegszeit hervor­gerufenen Einbußen an seinem Nachlaß, besonders durch den mehr als die Hälfte ihres Gesamtbestandes betragenden Verlust an Tagebüchern sehr erheblich sind4), woraus etwas wie eine Rechtfertigung für die Beschäfti­1) 60 Stück aus den Jahren 1810—41. Im Folgenden werden die Briefe nach Nummer und Datum zitiert. Vergl. Marie Louise — Herzog von Reichstadt — Napoleonica Katalog der Auktion 63 am 29.—30. April 1958. Karl & Faber, München, S. 73 ff. 2) Erzherzog Johann Archiv, Schuber 4, Heft 30, 25 Stück aus der Zeit von 1821—47. 3) Vgl. über Marie Louise vor allem Jean de Bourgoing: Marie Louise von Österreich, Wien 1949, und die dort angeführte Literatur. Neben zahlreichen jüngeren und älteren, teils zusammenfassenden, teils bestimmten Sonderfragen gewidmeten Untersuchungen über Erzherzog Johann ist dagegen eine große Bio­graphie erst im Werden begriffen: Viktor Theiss: Leben und Wirken Erzherzog Johanns. Im Druck erschien bislang von Bd. 1 eine Lfg. 1: Kindheit und Jugend 1782—1805, Graz 1960 (Forschungen zur geschichtlichen Landeskunde der Steier­mark 17). Vgl. da besonders das Kapitel „Erzherzog Johann in der Geschichts­schreibung“ S. 15—25. 4) Theiss, a. a. O. S. 8 f.

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