Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 14. (1961) - Festschrift für Gebhard Rath zum 60. Geburtstag

CORNARO, Andreas: Österreich und das mexikanische Freikorps

68 Andreas Cornaro aller christlichen Konfessionen ausgedehnt worden. Auch an die inoffizielle Einschränkung, keine Bewerber italienischer Nationalität aufzunehmen, hat man sich nicht streng gehalten 14). Auch Deutsche aus nichtösterreichi­schen Gebieten wurden vielfach ins Korps aufgenommen. Das stärkste Kon­tingent an Ausländern für die Truppe stellten aber die Polen. Nach dem Zusammenbruch des Aufstandes von 1863 in Russisch-Polen waren zahl­reiche Aufständische nach Österreich geflüchtet, die sich hier vielfach in großer Not befanden und ständig fürchteten, auf russisches Gebiet ab­geschoben zu werden. Für diese schienen sich mit dem mexikanischen Unternehmen ungeahnte Möglichkeiten für ein neues Leben jenseits des Ozeans oder wenigstens eine materielle Versorgung als Soldaten zu bie­ten 15). In Laibach wurden die ankommenden Freiwilligen gesammelt und hier oder in der unmittelbaren Umgebung, da in der Stadt nicht genügend Quartiere vorhanden waren, ihrem Truppenkörper zugeteilt. Infolge der zahlreichen Bewerber ging die Aufstellung des Korps rasch vonstatten. Während des Spätherbstes 1864 fuhr das Gros der Legion, insgesamt 5031 Mann und 151 Offiziere in fünf Transporten nach Mexiko ab. Graf Thun, der seine Befugnisse in Laibach an Oberstleutnant Paul Zach über­tragen hatte, stach mit dem ersten Transport am 19. November in See16), der letzte verließ den Sammelplatz am 16. Dezember. Zurück blieben zu­nächst noch 400 Mann, die mit noch aufgenommenen Nachzüglern erst im Februar des nächsten Jahres die Heimat verließen. Die Überfahrt von Triest über den französischen Stützpunkt Martinique nach Veracruz erfolgte auf französischen und gecharterten englischen Transportschiffen. Auf der langen, jeweils fast 2 Monate dauernden See­reise lockerte sich die Disziplin bedenklich, sodaß scharfe Maßnahmen er­griffen werden mußten, um die Truppen nach der Landung in Ordnung zu halten17), zumal von mexikanischer Seite für ihren Transport in das Landesinnere oft nur recht mangelhaft vorgesorgt worden war18). Am 5. Mai 1865 landete auch das im Februar von Österreich abgegangene letzte 14) Nach den Akten des Präsidiums des Innenministeriums so weit sie aus dem Brand von 1927 erhalten sind, gab es allein unter den über Salzburg zu­rückkehrenden Exlegionären 15 Italiener, darunter 11 aus Venetien, einer an­geblich aus Tessin, der Rest aus den schon zur Zeit ihrer Anwerbung zum Königreich Italien gehörenden Gebieten. 15) Am mexikanischen Hof erwog man auch die Aufstellung einer eigenen polnischen Legion neben dem österreichischen und belgischen Freiwilligenkorps, die unter den vor den Russen geflüchteten Soldaten des polnischen Aufstandes geworben werden sollte. Bericht des österreichischen Gesandten Thun an Mens- dorff, 19. 5. 1865. HHStA, PA 34, 4. io) AVA, 7.854 — MI/1864. 17) Fuchsberger, a. a. 0., S. 471 ff. 18) Vergleiche Hie Schilderung des Fußmarsches der Ulanen von Veracruz nach Puebla bei Julius Uliczny, Gesch. d. österr.-belg. Freikorps in Mexiko, S. 49 ff.

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